Quartalsupdate
Was hat die Märkte im zweiten Quartal 2024 bewegt?
Im zweiten Quartal setzte sich die wirtschaftliche Dynamik aus dem ersten Quartal fort. Die befürchtete Rezession der US-Wirtschaft trat nicht ein und die Weltwirtschaft konnte die zahlreichen Herausforderungen bisher erstaunlich gut meistern. Trotz hoher Zinsen, gedämpfter Konsumlaune und geopolitischer Risiken wuchs die US-Wirtschaft bisher um 0,4 Prozent pro Quartal und in der Eurozone waren es immerhin 0,3 Prozent pro Quartal. Damit liegt das Wirtschaftswachstum zwar deutlich unter dem Trend – ist aber auch weit von einer Rezession entfernt.
Die aktuellen Daten deuten daraufhin, dass das überraschend starke Wachstum in den USA an Schwung verliert, während die Stimmung in der Eurozone sich allmählich aufhellt. Dadurch verringert sich die Divergenz zwischen den beiden Regionen. Doch was sind die Gründe für die Entwicklung in beiden Regionen?
Konjunktur in den USA und in der Eurozone
In den USA kühlt die Konjunktur langsam ab, was vor allem an den hohen Zinsen und der restriktiven Geldpolitik der Zentralbank (FED) liegt. Die Geschäftsinvestitionen werden verlangsamt aufgrund höherer Kapitalkosten, die Einzelhandelsumsätze haben sich zuletzt abgeschwächt und die Arbeitslosenquote ist auf 4,0 Prozent gestiegen. Die Ersparnisse der privaten Haushalte aus der Pandemie sind mittlerweile aufgebraucht. Vor allem Haushalte mit niedrigem Einkommen bekommen dadurch das gestiegene Preisniveau und die höheren Zinsen für Verbraucherkredite zu spüren. Gestützt wird die Wirtschaft durch hohe Staatsausgaben in Form von steuerlichen Anreizen und Investitionen. Doch auch hier ist das Potenzial durch die hohe Staatsverschuldung limitiert.
In der Eurozone hellt sich die Stimmung dagegen auf. Nach dem Dienstleistungssektor zeigt mittlerweile auch das verarbeitende Gewerbe eine Erholung. Die private Nachfrage zieht wieder an, da die Kaufkraft der Verbraucher von steigenden Löhnen und sinkenden Inflationsraten profitiert. Mit der ersten Zinssenkung der Europäischen Zentralbank im Juni werden außerdem die finanziellen Bedingungen für die private Nachfrage und Unternehmensinvestitionen verbessert.
Geldpolitik und Inflation
Die Inflationsrate in den USA ist im zweiten Quartal erneut gesunken. Nachdem diese im Januar 2024 bereits auf 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gefallen war, stieg sie zunächst auf 3,5 Prozent im März an. Im April und Mai fiel die Teuerungsrate dann jeweils um 0,1 Prozentpunkte auf zuletzt 3,3 Prozent. Der Rückgang im Mai wurde von den Märkten erleichtert aufgenommen – aber ein niedriger Wert ist noch kein Trend. Sowohl in den USA als auch in der Eurozone sind wichtige Bestandteile der Inflationsrate nach wie vor zu hoch und werden nur langsam zurückgehen.
Bis zum Inflationsziel von 2 Prozent ist es daher noch ein langer Weg. Für 2024 scheint dieses bereits außer Reichweite zu sein, weshalb die Zentralbanken FED und EZB ihre Inflationsprognosen für 2024 angehoben haben. Die gute Nachricht ist, dass die Geldpolitik ausreichend restriktiv zu sein scheint. Die nachlassende Dynamik am Arbeitsmarkt und die sinkenden Inflationsraten sind ein deutliches Zeichen, dass diese Wirkung zeigt, dabei aber dennoch ein moderates Wirtschaftswachstum erlaubt.
Die EZB hat im zweiten Quartal die Zinswende beschlossen und erstmals seit fünf Jahren den Leitzins gesenkt. Angesichts der positiven Entwicklung bei der Konjunktur und der nach wie vor erhöhten Inflationsrate wirkte dieser Schritt verfrüht. Er war von der EZB allerdings angekündigt worden, sodass ein Verzicht auf eine Erhöhung die Märkte in Unruhe versetzt hätte. Wir haben unsere Erwartungen für die erste Zinssenkung der FED auf November verschoben und gehen davon aus, dass die FED-Funds-Rate am Jahresende bei 5,0 bis 5,25 Prozent liegen wird. Für die EZB erwarten wir bis Dezember eine Senkung des Einlagensatzes von 3,75 auf 3,25 Prozent.
Quellen: LIQID, LGT, Bloomberg.
Wie haben sich die einzelnen Anlageklassen entwickelt?
Die Märkte entwickelten sich im zweiten Quartal überwiegend positiv, gaben aber etwas von ihrer starken Dynamik aus dem ersten Quartal ab. Hartnäckige Inflationsraten und eine erneute Anpassung der Erwartung auf Zinssenkungen zu einem späteren Zeitpunkt sorgten zwischenzeitlich für Gegenwind bei Aktien und steigende Renditen bei Anleihen. Auf Quartalssicht brachte Gold die beste Performance ein, gefolgt von Aktien aus Schwellenländern und den USA.
Die Aktienmärkte erlebten im April nach fünf Monaten positiver Renditen eine Korrektur. Als Reaktion auf geopolitische Spannungen zwischen Israel und dem Iran sowie starke Wirtschaftsdaten aus den USA und entsprechend restriktive Signale der Zentralbanken sanken die Kurse auf breiter Front. Bereits im Mai kam es zu einer Erholung, da die Gewinnberichte der Unternehmen für das erste Quartal 2024 positiv überraschten und positive Erwartungen auf eine „weiche Landung“ der Wirtschaft und weitere Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz überwogen. Diese Entwicklung setzte sich im Juni für die USA fort, während europäische Aktien eher negativ auf die Ankündigung von Neuwahlen in Frankreich reagierten. Im Ergebnis konnten alle Aktienregionen das Quartal mit einem positiven Ergebnis abschließen. Einzig bei japanischen Aktien sorgte die weitere Abwertung des Yen um fast 6 Prozent dafür, dass die Performance für Euro-Anleger auf Quartalssicht ein Minus von 3,5 Prozent ergab. Positiv hervorzuheben ist die Performance der – insbesondere asiatischen – Schwellenländeraktien im zweiten Quartal, die von einer konjunkturellen Erholung und einer weniger pessimistischen Anlegerstimmung profitieren konnten.
Bei Anleihen liefen die Kurse weiter seitwärts. Anleger profitierten zwar von mittlerweile gestiegener laufender Verzinsung; die restriktiven Äußerungen der Zentralbanken sorgten aber dennoch für Abverkäufe und Kursverluste im April. Staatsanleihen entwickelten sich anschließend schwächer als Unternehmensanleihen, die im Mai und Juni von einer Einengung der Kreditrisikoaufschläge profitierten, die zu steigenden Kursen führten. Diese Entwicklung sorgte vor allem bei Segmenten mit hohen Risikoaufschlägen, also Hochzins- und Schwellenländeranleihen, für Kurszuwächse, die das Quartal mit einem Zuwachs von jeweils 0,8 Prozent beenden konnten.
Rohstoffe generierten im zweiten Quartal erneut eine positive Rendite. Der Ölpreis fiel etwas, nachdem die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten nachließen, erhielt aber letztlich durch die gute konjunkturelle Lage und angekündigte Kürzungen in der Förderung Rückenwind. Der Goldpreis entwickelte sich ebenfalls sehr gut und konnte mit einem Plus von 6,2 Prozent im zweiten Quartal das beste Ergebnis unter allen Anlageklassen liefern. Verantwortlich hierfür waren gestiegene Zukäufe der Zentralbanken, aber auch eine höhere Nachfrage durch z. B. chinesische Haushalte. Mit der Aussicht auf sinkende Zinsen ergibt sich für den Goldpreis weiteres Kurspotenzial.
Quellen: LIQID, LGT, Bloomberg.
Was hat die Märkte im zweiten Quartal 2024 bewegt?
Am Ende des zweiten Quartals 2024 weisen alle LIQID-Select-Strategien positive Renditen auf. Der kumulierte Wertzuwachs im zweiten Quartal lag je nach Aktienanteil der Strategie zwischen 0,4 und 3,4 Prozent. Da Aktien sich auch im zweiten Quartal besser entwickelten als Anleihen, konnten die höheren Risikoklassen stärker profitieren. Die niedrigen Risikoklassen bergen aufgrund der attraktiven laufenden Verzinsung von Anleihen Potenzial für Kurszuwächse bei Zinssenkungen im weiteren Jahresverlauf.
Im April sind wir in den Select-Portfolios ein Untergewicht bei US-Aktien eingegangen, nachdem die Erwartung auf Zinssenkungen im US-Dollar-Raum immer weiter aufgeschoben wurde. Dies war ein kurzfristiger Schritt, der unsere Erwartungen für Aktien über einen Horizont von einigen Wochen widerspiegelte. Bereits kurz darauf – im Mai – konnten US-Aktien dann wieder an Fahrt aufnehmen, was durch die soliden Gewinnmeldungen der US-Unternehmen für das erste Quartal gerechtfertigt wurde. Nachdem die US-Aktienmärkte zwar Momentum eingebüßt haben, aber weiter gestiegen sind, haben wir dieses Untergewicht wieder aufgelöst.
Zum Ende des zweiten Quartals haben wir die Gewichtung in Schwellenländeranleihen reduziert, da die Risikoaufschläge in diesem Bereich deutlich gesunken sind. Durch diese Maßnahme reduziert sich zunächst das Risiko des Gesamtportfolios, was in einem „Risk-on“-Umfeld wenig ratsam erscheint. Wir haben daher die verfügbare Liquidität genutzt, um eine leicht übergewichtete Position in US-Aktien einzugehen und das Portfoliorisiko konstant zu halten. Der breite Markt, betrachtet anhand des gleichgewichteten S&P 500, hat sich im Jahresverlauf verhalten entwickelt und scheint auch nicht übermäßig teuer bewertet. Wir halten das Potenzial für Rotationen am US-Aktienmarkt für nicht voll ausgeschöpft. Aufgrund der starken Dynamik gehen wir davon aus, dass US-Aktien kurzfristig besser abschneiden werden als andere Regionen.
Parallel dazu haben im Segment der Unternehmensanleihen drei neue aktiv gemanagte Fonds investiert, für die wir eine exklusive und besonders günstige Gebührenstruktur verhandeln konnten. Die gezielte Kombination der drei aktiven Fonds von Vanguard, Amundi und PGIM bietet Potenzial für eine prognostizierbare (Über-)Rendite, ohne dass dadurch das Portfoliorisiko erhöht wird. Durch die exklusiven Konditionen liegen die laufenden Gebühren für diesen Baustein bei durchschnittlich 0,28 Prozent und damit kaum über denen von ETFs.
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