Inhalt
Lesedauer: 7 min.
Investieren abseits der Börse – LIQID im Interview mit der WiWo

.png)
Henning Ohlsen
Ukraine-Krieg, Inflation, gestörte Lieferketten: An den Aktienmärkten ist die Stimmung aktuell trüb. Es gibt jedoch Anlageklassen, die gerade in schwierigen Zeiten ihr Potenzial entfalten und exzellente Renditen erzielen. Welche das sind und wie erfahrene Privatanleger in sie investieren können, verrät LIQIDs Head of Private Markets, Moritz von Rhein, im Gespräch mit der WirtschaftsWoche.
WirtschaftsWoche: Herr von Rhein, unser heutiges Thema lautet “investieren abseits der Börse”. Welche Möglichkeiten habe ich denn, um abseits der Börse Geld anzulegen?
Moritz von Rhein: Wir bei LIQID nutzen den Oberbegriff “Private Markets” für alle Anlagemöglichkeiten abseits der Börse. Darunter fällt auch eine Anlageklasse, die volkswirtschaftlich von sehr großer Bedeutung ist: Private Equity. Es ist die größte Anlageklasse unter dem Mantel der Private Markets.
Um das Ausmaß einmal zu verdeutlichen: Etwa 99 Prozent aller Unternehmen in Deutschland sind in privater Hand. Das heißt, die Private Markets umfassen ein Riesenfeld, während die Zahl der börsengelisteten Konzerne sogar abnimmt.
Erfahren Sie mehr über die Private Markets und Ihre Anlagemöglichkeiten – auf unserem neuen Private-Markets-Portal.
Ein prominentes Beispiel für die Macht von Private Equity ist die Aufzugsparte von Thyssenkrupp. Es war klar, dass Thyssenkrupp sich von ihr trennen wollte. Doch anstatt sie an die Börse zu bringen oder an einen Konkurrenten zu verkaufen, erhielt ein Konsortium aus Private-Equity-Investoren den Zuschlag.
Ein weiterer Teilbereich der Private Markets sind Investitionen in junge Wachstumsunternehmen, also Venture Capital. Darüber hinaus gibt es noch Anlageklassen wie Private Credit, Infrastruktur und den Rohstoffbereich. Heute gehe ich insbesondere auf die Hauptbereiche ein: Private Equity, Venture Capital und Private Real Estate.
Viele Private-Equity-Manager haben den Abschwung vorhergesehen
WirtschaftsWoche: An den Börsen dominieren momentan die Minuszeichen. Es gibt kaum noch bekannte Anlageklassen, die in den vergangenen Monaten keine deutlichen Verluste verzeichnet haben. Wie ist die Situation an den Private Markets?
Moritz von Rhein: Ganz genau. Wir sehen seit Jahresbeginn über alle Anlageklassen hinweg, insbesondere natürlich an den Börsen, dass sich die Anlegerstimmung eingetrübt hat. Zum einen haben die Corona-Lockdowns in China den ohnehin bereits gestörten Lieferketten weiter zugesetzt. Die Inflation wurde durch den Ukraine-Konflikt noch einmal forciert. Und einzelne Zentralbanken heben die Leitzinsen an.
"Etwa 99 Prozent aller Unternehmen in Deutschland sind in privater Hand. Das heißt, die Private Markets umfassen ein Riesenfeld, während die Zahl der börsengelisteten Konzerne sogar abnimmt."
Diese Entwicklungen gehen natürlich auch an den Private Markets nicht spurlos vorbei. Es ist allerdings so, dass sie in der Regel nicht im gleichen Umfang von solchen erratischen Preisbewegungen betroffen sind. Aufgrund der eher langfristig angelegten Geschäftsmodelle sehen wir hier geringere Preisschwankungen, und das erwarten wir auch für die Zukunft.
Dazu kommt, dass viele Private-Equity-Fondsmanager schon antizipiert hatten, dass es weltweit zu einer höheren Inflation kommen würde. Als Konsequenz ist deshalb insbesondere in nicht-zyklischen Branchen wie Supermarktketten, im Bereich Tierbedarf oder im Gesundheitswesen die Anzahl der Transaktionen in den vergangenen Monaten deutlich angestiegen. Die Fondsmanager haben auf diese Weise schon einen gewissen Puffer in ihren Portfolios aufgebaut. Denn die weniger zyklischen Unternehmen sind deutlich besser vor Inflation geschützt, als das in anderen Sektoren der Fall ist.
WirtschaftsWoche: Das ist eine hochinteressante Entwicklung, die Sie skizzieren. Wer nutzt denn diese Anlageform bisher hauptsächlich?
Moritz von Rhein: Die Private Markets waren bisher institutionellen Anlegern vorbehalten. Das sind beispielsweise Pensionskassen, große Versicherungen oder auch Family Offices, die große Vermögen verwalten. Sie können entweder über Fonds oder als Direktinvestment Unternehmen und große Immobilien erwerben.
“Wir gehen davon aus, dass sich mit Private Equity auch im aktuellen Marktumfeld eine Nettorendite von 15 Prozent pro Jahr erwirtschaften lässt.”
In der Regel investieren diese institutionellen Anleger, man nennt sie auch Smart-Money-Investoren, bis zu 50 Prozent ihres Vermögens in den Private Markets und etwa 30 Prozent im Bereich Private Equity. Die Engagements beginnen bei rund 5 Millionen Euro. Um ein breit diversifiziertes Private-Markets-Portfolio aufzubauen, benötigen sie zwischen 100 und 200 Millionen Euro.
Zusätzliche Diversifikation und hohes Renditepotenzial machen Private Markets attraktiv
WirtschaftsWoche: Geht es diesen großen Investoren denn vor allem darum, durch ihre Engagements im Bereich der Private Markets Risiken zu verringern durch Diversifikation, oder was ist genau das Anlageziel?
Moritz von Rhein: Ja, Diversifikation, also die Streuung des Vermögens über unterschiedliche Anlageklassen, ist ein wichtiges Ziel. Aber Private-Markets-Investments sind in der Regel natürlich auch Investments in Realwerte, die einen gewissen Schutz vor Inflation und ein hohes Renditepotenzial bieten.
Wegen der hohen Rendite haben in den vergangenen Jahren alle institutionellen Anleger ihre Private-Markets-Allokation ganz deutlich angehoben. Denn die Renditeerwartung von Private Equity ist grundsätzlich höher als an den öffentlichen Kapitalmärkten. Wir gehen davon aus, dass sich mit Private Equity auch im aktuellen Marktumfeld eine Nettorendite von 15 Prozent pro Jahr erwirtschaften lässt.

Quellen: Private Equity: Preqin Buyout Quarterly Index (29.09.01 – 30.09.21); Aktien: MSCI World Net TR USD
Hinweis: Historische Renditen sind kein Indikator für zukünftige Entwicklungen
WirtschaftsWoche: Warum ist Private Equity in der Lage, eine höhere Rendite als der globale Aktienmarkt zu erwirtschaften?
Moritz von Rhein: Das liegt ganz einfach daran, dass Private-Equity-Investoren einen viel tieferen Einblick in ihre Portfoliounternehmen haben, als das bei Investoren am Aktienmarkt der Fall ist. Sie können nicht nur die Bücher ganz genau anschauen, sondern sie können sich auch mit dem Management austauschen, sie können die Produktionsanlagen begutachten und sie haben darüber hinaus in der Regel auch Branchenexperten direkt in ihrem Team. Diese unterstützen sowohl bei der Due Diligence als auch bei der Weiterentwicklung der Portfoliounternehmen, um sie am Ende der Haltedauer weiterzuveräußern.
“Private-Equity-Fondsmanager haben viel tiefere Einblicke in ihre Portfoliounternehmen als Manager von Aktienfonds. Sie bringen sich aktiv ein und unterstützen dabei, die Unternehmen wettbewerbsfähiger zu machen.”
Der direkte Einfluss, den sie während der Haltedauer ausüben können, kommt daher, dass Private-Equity-Investoren in der Regel die Mehrheit an ihren Zielunternehmen übernehmen. Damit haben sie ganz andere Einflussmöglichkeiten auf das entsprechende Portfoliounternehmen, als es bei einem Aktieninvestment der Fall wäre.
Der Zugang zu den Top-Fonds ist entscheidend
WirtschaftsWoche: Wenn ich mich als Privatanleger für diesen Bereich interessiere, welche wesentlichen Unterschiede muss ich dann im Vergleich zu herkömmlichen Kapitalanlagen beachten?
Moritz von Rhein: Aufgrund regulatorischer Vorgaben fangen die meisten Investmentmöglichkeiten für erfahrene Privatanleger erst bei 200.000 Euro an. Diese Summe muss ich also mindestens zur Verfügung haben. Sie wird in der Regel aber nicht von Tag 1 abgerufen, sondern über einen Zeitraum von 4 bis 5 Jahren.
Wie können Privatpersonen von den Renditechancen der Private Markets profitieren? Informieren Sie sich jetzt.
Und damit sind wir auch gleich beim zweiten Punkt, der ganz essenziell ist: Private Equity, Venture Capital und auch Private Real Estate sind langfristige Investments. Als Anleger binde ich mich über Jahre hinweg an einen ausgewählten Fonds. Daher ist es extrem wichtig, in den richtigen Fonds zu investieren.
Nun ist natürlich die Frage, woran man die richtigen Fonds erkennt. Und da gibt es im Private-Markets-Bereich eine Besonderheit: Statistiken belegen, dass Fondsmanager, die in der Vergangenheit überdurchschnittlich erfolgreich waren, dies oft auch in folgenden Fondsgenerationen sind. Man spricht hier von den Top-Quartil-Fonds. Allerdings ist der Zugang zu diesen Fonds, selbst für professionelle Investoren, sehr schwierig, denn natürlich möchte jeder Anleger in die besten Fonds investieren.

Verteilung von Private Equity Renditen nach Fonds-IRR für die Jahrgänge (sog. Vintages) 2005-2017
Quelle: Cambridge Associates Investment Benchmarks, Stand 30. September 2020
WirtschaftsWoche: Ein Thema, mit dem wir wahrscheinlich auch weiterhin zu tun haben werden, ist der Kampf der Notenbanken gegen die anhaltenden Inflationsrisiken. Ist es aktuell wirklich der richtige Zeitpunkt, um beispielsweise in Private Equity zu investieren? Sehen Sie da angesichts der geldpolitischen Zeitenwende kein Problem?
Moritz von Rhein: Da greifen Sie in der Tat ein sehr sehr relevantes Thema auf, über das sich natürlich die ganze Branche Gedanken macht. Private Equity ist nach wie vor dafür bekannt, dass es mit dem sogenannten Leverage, also mit dem Einsatz von Fremdkapital, arbeitet, und das ist natürlich hochgradig zinssensitiv.
“Wir bei LIQID haben ein Angebot geschaffen, mit dem wir erfahrenen Privatanlegern schon ab 200.000 Euro den gleichen Zugang zu Private Equity, Venture Capital und Private Real Estate bieten, den bisher ausschließlich große institutionelle Investoren hatten.”
Heutzutage kommt allerdings viel weniger Fremdkapital zum Einsatz, als das in den Neunzigern und Zweitausendern noch der Fall war. Früher war es ganz normal, dass Transaktionen zu 80 bis 90 Prozent fremdfinanziert wurden. Heute sind es eher zwischen 40 und 50 Prozent.
Stattdessen beobachten wir, dass Fondsmanager andere Hebel verwenden, um Wert auf Ebene der Portfoliounternehmen zu generieren. Sie bringen sich beispielsweise viel mehr operativ ein. Dazu beschäftigen sie häufig ganze Teams von Branchenexperten und ehemaligen Top-Managern, die als Berater zur Seite stehen und dabei unterstützen, die Unternehmen weiterzuentwickeln.
Diese operativen Eingriffe kann man sich in etwa so vorstellen, dass sie einem Portfoliounternehmen dabei helfen, sein Produkt, das es aktuell ausschließlich in Europa vertreibt, nach China zu bringen und dort ebenso erfolgreich zu platzieren. Es kann aber auch sein, dass sie die operativen Prozesse in Unternehmen optimieren.

Quelle: Bain, HQ Trust
Durch diese Unterstützung wird heutzutage mindestens genauso viel Wertschöpfung geschaffen wie früher durch die Fremdkapitalfinanzierung. Deshalb gehen wir davon aus, dass die Rendite von Private-Equity-Investments auch in Zukunft deutlich über der von Aktieninvestments liegen wird.
Digitale Vermögensmanager erleichtern den Zugang
WirtschaftsWoche: Das sind viele überzeugende Argumente, die für eine Beimischung solcher Anlagen im eigenen Portfolio sprechen. Wie können denn Finanzdienstleister wie LIQID bei einem Investment in die Private Markets helfen?
Moritz von Rhein: Wir bei LIQID haben ein Angebot geschaffen, mit dem wir erfahrenen Privatanlegern schon ab 200.000 Euro den gleichen Zugang zu Private Equity, Venture Capital und Private Real Estate bieten, den bisher ausschließlich große institutionelle Investoren hatten. Das machen wir durch enge Zusammenarbeit mit Partnern wie HQ Capital und VenCap.
HQ Capital ist der Private-Equity-Arm des Family Office der Familie Harald Quandt und hat über 30 Jahre Erfahrung in der Branche. VenCap ist seit 1987 im Bereich Venture Capital aktiv und als einer der ersten Dachfondsmanager überhaupt langfristig bereits im Geschäft. Über diese Partnerschaften erhalten unsere Kunden Zugang zu den oben bereits erwähnten besten Fonds.
Abschließend möchte ich noch hinzufügen: In einem Marktumfeld wie dem Aktuellen fragen sich viele Anleger, ob heute oder morgen oder vielleicht in zwei Monaten der richtige Einstiegszeitpunkt ist. Im Bereich der Private Markets ist der Einstiegszeitpunkt zweitrangig. Denn es ist so: Wenn ich mich heute dazu entscheiden sollte, 200.000 Euro in Private Equity oder Venture Capital zu investieren, dann wird mein Kapital über die nächsten 4 bis 5 Jahre abgerufen, und zwar immer dann, wenn der jeweilige Fondsmanager, mit dem ich investiere, ein Portfoliounternehmen identifiziert hat, bei dem er langfristiges Wertsteigerungspotenzial sieht. Nur dann wird tatsächlich bei mir Kapital abgerufen. Damit ist es von besonderer Bedeutung, dass ich gerade in einer solchen Marktphase mit Fondsmanagern arbeite, die schon Erfahrung in einer sich abzeichnenden Rezession haben, damit sie die entsprechenden Chancen nutzen, die sich in so einem Marktumfeld auftun. Und darauf können sich Anleger bei unseren Partnern verlassen.
Erfahren Sie mehr über die Private Markets und Ihre Anlagemöglichkeiten – auf unserem neuen Private-Markets-Portal.
Hinweis: Nur für professionelle und semi-professionelle Anleger (d.h. Anleger, die mindestens €200.000 investieren können und die gesetzlichen Anforderungen in Bezug auf Sachverstand, Erfahrung und Kenntnisse erfüllen). Nicht für Privatanleger im Sinne des KAGBs geeignet.
Inhalt
Lesedauer: 7 min.