Mit Private Equity in das gesamte Spektrum von Unternehmen investieren

Tim Brückner

Tim Brückner

Zuletzt aktualisiert: 20.05.22

Große, börsennotierte Unternehmen stehen oft im Rampenlicht der Medien – und im Fokus der meisten Privatanleger. Die Erklärung dafür ist einfach: Informationen über sie sind leicht zugänglich und werden aktiv von gut ausgestatteten PR-Abteilungen verbreitet. Für Anleger sind ihre Aktien einfach zu kaufen – egal, ob direkt oder im Rahmen von Indexfonds (ETFs), die Börsensegmente oder auch gesamte Börsen abbilden. Doch: Public Equity, also Aktien & Co., sind ein schrumpfendes Anlageuniversum für Privatanleger. Immer mehr Unternehmen entscheiden sich dafür, länger in privater Hand zu bleiben oder gar nicht an die Börse zu gehen – besonders in schnell wachsenden Industriezweigen.

Warum das relevant ist: Die breite Öffentlichkeit hat den Eindruck, die Wirtschaft würde alleine an der Börse gehandelt. Doch beim Umsatzwachstum liegen meist nicht-börsennotierte Firmen vorn. Privatanleger investieren an den Kapitalmärkten in einen immer kleiner werdenden Teil der Wirtschaft. Alternative Anlageklassen wie Private Equity, also private Beteiligungen, eröffnen hier neue Anlagemöglichkeiten.

Die heimlichen Kraftzellen der Wirtschaft

Im Jahr 2020 gab es in Deutschland etwa 440 börsennotierte Unternehmen. Eine verschwindend kleine Menge – verglichen mit der Anzahl der Firmen, die sich hierzulande von der Börse fernhalten: Allein private Unternehmen mit einem Umsatz von über 50 Millionen Euro summierten sich auf mehr als das 30-fache davon. Betrachtet man kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Deutschland, mit einer Mitarbeiterzahl zwischen 50-250 und einem Umsatz von 10-50 Millionen Euro, lag die Summe sogar bei mehr als 450.000 Firmen.

Was das zur Folge hat: Berücksichtigen Anleger börsenunabhängige Anlageklassen wie Private Equity nicht in ihrer Vermögensallokation, kann ihnen ein großer Nachteil entstehen, denn börsennotierte Unternehmen stellen nur einen geringen Teil der Gesamtwirtschaft dar. Anlegern entgeht der Zugang zu vielen besonders schnell wachsenden Unternehmen und Industriezweigen.

Rückgang an börsennotierten Unternehmen

In vielen entwickelten Ländern wie Deutschland und den USA ist die Anzahl der börsennotierten Unternehmen in den vergangenen Jahren rückläufig, weil immer mehr Firmen ihre Entwicklungsmöglichkeiten in privater Hand und jenseits des Rampenlichts für deutlich besser einschätzen. In Deutschland ist die Zahl der börsennotierten Unternehmen zwischen 2007 und 2020 um ein Viertel – auf 438 – gesunken.

Abb Anzahl Börsennotierungen

Dieser Rückgang ist auf eine Vielzahl von Gründen zurückzuführen, von denen vier im Vordergrund stehen:

 

1. Geringer Kapitalbedarf

Der Schwerpunkt der Geschäftsmodelle von aufstrebenden Unternehmen hat sich verändert. Im 20. Jahrhundert basierte die Wertschöpfung häufig auf der Herstellung von materiellen Gütern. Dafür benötigten die Firmen große Produktionsstätten, teure Maschinen und viel Kapital für den Im- und Export von Waren. Heute basieren die Geschäftsmodelle zu einem sehr viel größeren Anteil auf immateriellen Gütern und digitalen Dienstleistungen. Der Kapitalbedarf sinkt (Quelle: Morgan Stanley, 2020). Darüber hinaus bietet sich Unternehmen mittlerweile eine Vielzahl von alternativen Finanzierungsmöglichkeiten ohne Börsengang, wie Private Equity, Mezzanine-Kapital oder Fremdkapital im allgemeinen.

 

2. Hohe Anforderungen an börsennotierte Unternehmen

Ein Börsengang bringt viele Verpflichtungen mit sich. Beispielsweise müssen grundlegende Entscheidungen von den Aktionären mittels Mehrheitsabstimmung bei der Hauptversammlung abgesegnet werden. Das schränkt die Handlungsfähigkeit von Unternehmen erheblich ein. Ebenso müssen börsennotierte Firmen penibel Buch führen, Wirtschaftsprüfer einbeziehen und ihre Finanzen regelmäßig veröffentlichen. Um diese Anforderungen zu erfüllen, müssen sie ganze Abteilungen, wie etwa Investor Relations, Financial Reporting oder Regulatory Compliance, unterhalten, was mit erheblichen Kosten verbunden ist. DAX-Unternehmen müssen neben jährlichen Geschäftsberichten Halbjahres- und Quartalsberichte erstellen, was für eine erhöhte Transparenz sorgt, aber mit zusätzlichem Aufwand verbunden ist.

 

3. Nicht jedes Unternehmen passt zu den Feinheiten des Aktienmarktes

Der Aktienmarkt bringt eine grundlegende Problematik für besonders innovative Unternehmen mit sich: Anleger vertrauen Analysten. Die meisten Analysten aber konzentrieren sich auf gängige und große Branchen. Hochkomplexe und damit ungewöhnliche Geschäftsmodelle besetzen allerdings oft Nischen, die von Analysten nicht abgedeckt werden. Unternehmen, welche wenig Beachtung bei Analysten finden, können dann unter Umständen falsch bewertet werden, da der Kapitalmarkt diese Unternehmen weniger gut versteht. Erschwerend kommt hinzu, dass manche Unternehmen unregelmäßige Einnahmen haben und sich somit nur bedingt für die engen Zeiträume mit Quartalsberichten eignen, die an der Börse vorausgesetzt werden.

 

4. Abkehr vom regulierten Aktienmarkt

Regulierung und Gesetzgebung spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Kapitalmärkte. So sind die Kosten für einen Börsengang seit den 1990er Jahren signifikant gestiegen, was viele Unternehmen davon abhält, diesen Schritt zu gehen (Quelle: Morgan Stanley 2020). Der Trend geht inzwischen sogar zu sogenannten Delistings, also dem Fakt, dass sich Unternehmen in Folge von Buyout Deals mit Private-Equity-Fonds von den Kapitalmärkten zurückziehen. Private Equity als Alternative zur Börse ist also längst in der Wirtschaft angekommen.

Eine der größten Private-Equity-Transaktionen in Europa hat beispielsweise erst vor wenigen Jahren stattgefunden: 2020 veräußerte ThyssenKrupp sein Geschäft mit Aufzügen und Fahrtreppen an Finanzinvestoren. Ein Konsortium um Advent, Cinven und der RAG-Stiftung übernahm die Sparte für 17,2 Milliarden Euro. Aber auch darüber hinaus investiert die Private-Equity-Branche Milliarden. Europa und insbesondere Deutschland rücken dabei immer stärker in den Fokus.

 

Wie erfahrene Privatanleger abseits der Börse profitieren

Allein in Deutschland gibt es rund 5.500 von privatem Beteiligungskapital gestützte Firmen, jährlich werden ca. 1.000 Unternehmen von Private-Equity-Gesellschaften finanziert. Im Jahr 2020 wurden so 14,8 Milliarden Euro investiert. Mehr als 1,1 Millionen Menschen arbeiten in diesen Unternehmen. Damit sind Private-Equity-Gesellschaften heute selbst eine wichtige Stütze für die deutsche Wirtschaft (Quelle: BVK, 2021).

Die Boston Consulting Group, eine der weltweit größten Strategieberatungen, hat die Rendite- und Diversifizierungsvorteile von Private Equity gegenüber den Börsen untersucht. Am Ergebnis zeigt sich, wie wichtig es für Anleger ist, vermehrt in Private Equity zu investieren. Insbesondere auch weil die Wachstumsmöglichkeiten börsengelisteter Unternehmen deutlich begrenzter sind. Unternehmen gehen erst viel später an die Börse, weshalb ein erheblicher Teil der Wertschöpfung außerhalb der Börsen stattfindet. Darüber hinaus gibt es ein breites Spektrum an Wachstumsthemen, wie vielversprechende Technologien oder neue Trends im Gesundheitswesen, in die vor allem über Private Equity investiert werden kann (Quelle: BCG, 2022).

Von Smart-Money-Strategien lernen: Private-Equity-Fonds bieten ein großes Spektrum an Investitionsmöglichkeiten im Hinblick auf Unternehmensanzahl und -branchen. Traditionell erhalten die Fonds ihr Kapital von Family Offices und anderen Smart-Money-Investoren, da Mindestanlagesummen im Millionenbereich vorausgesetzt werden und die Zusammenarbeit fast ausschließlich mit langjährigen Investoren erfolgt. LIQID bietet erfahrenen Privatanlegern Zugang zu dieser exklusiven Anlageform – zu einem Bruchteil der üblichen Mindestinvestition.

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