Wie VC das Portfolio resistenter gegen Börsenschwankungen macht

Henning Ohlsen

Henning Ohlsen

Zuletzt aktualisiert: 20.05.22

Venture Capital (VC) eignet sich sehr gut, um das eigene Portfolio zu diversifizieren. Gerade in Zeiten, in denen die Aktienmärkte stark schwanken, fungiert die Anlageklasse als Stabilisator mit großem Renditepotenzial.

In den vergangenen Jahren konnten sich Anleger bei Aktien weitestgehend darauf verlassen, dass sich diese nur in eine Richtung bewegten: nach oben. Vor allem die Wertpapiere von Tech-Konzernen bereiteten ihren Investoren nach dem Corona-Tief viel Freude. Die Zeit der ungehindert steigenden Kurse scheint allerdings bis auf Weiteres vorbei zu sein, zu groß sind die Verunsicherung durch die hohe Inflation und andere weltpolitische Entwicklungen.

Smart-Money-Investoren, wie zum Beispiel Family Offices, Pensionsfonds und Ultra-High-Net-Worth-Individuals (UHNWI), setzen daher schon lange auch auf außerbörsliche Anlageklassen. Etwa zehn bis 20 Prozent ihres Vermögens investieren sie beispielsweise in Venture Capital. Damit erzielen sie nicht nur Renditen, die über denen der Kapitalmärkte liegen, sondern machen ihre Portfolios auch unabhängiger von den Schwankungen an den Börsen.

Warum das wichtig ist:> Eine breite Diversifizierung des Portfolios über verschiedene Anlageklassen hinweg verbessert das Chance-Risiko-Verhältnis.

Venture Capital korreliert nur wenig mit der Börse

Einer der Gründe dafür ist die verhältnismäßig niedrige Korrelation von Venture Capital und Aktien. Grundsätzlich wird die Korrelation mit einem Wert zwischen 1,00 und -1,00 angegeben. Eine perfekte Korrelation, rechnerisch mit 1,00 bewertet, beschreibt einen perfekten linearen Zusammenhang zwischen den beiden Betrachtungsgrößen. Eine negative Korrelation von -1,00 bedeutet, dass die eine Gruppe sich exakt gegenläufig zur anderen entwickelt.

Abb Korrelation-1

Venture-Capital-Fonds sind nur schwach mit öffentlich gehandelten Wertpapieren korreliert. Zu diesem Ergebnis kommt unter anderem die Investmentgesellschaft Cambridge Associates (CA) in einer Analyse aus dem Jahr 2020. CA hat hierbei eigene VC-Indizes (= Bündelungen von mehreren Werten) mit bekannten Aktien- und Anleihenindizes verglichen und Korrelationswerte zwischen 0,4 und 0,6 berechnet. In einer ähnlichen Untersuchung aus den Jahren 1990 bis 2014 kam die Investmentgesellschaft Invesco sogar auf einen Korrelationswert von beinahe 0,00. Demnach würde sich VC komplett unabhängig von den Börsen entwickeln.

Warum das wichtig ist: Da die Korrelation von Venture Capital mit Aktien relativ gering ist, lässt sich durch die Kombination der beiden Anlageklassen das Chance-Risiko-Verhältnis eines Portfolios verbessern.

Aber wie ist es möglich, dass die Bewertungen von Start-ups so wenig von den Entwicklungen an den Weltmärkten abhängen?

 

Start-ups reagieren dynamisch auf sich verändernde Marktbedingungen

Start-ups besetzen neue Märkte oder jagen bestehenden Unternehmen Kundengruppen ab: Die Geschäftspläne der meisten Start-ups sind darauf ausgelegt, in neuen Märkten Kunden an- oder in alten Märkten durch Innovationen die Kunden der Konkurrenz abzuwerben. Durch diese zweigleisige Strategie und weil ihr Marktanteil in der Regel noch gering ist, können Start-ups meist einfacher wachsen. Ihre Bewertung steigt somit oft unabhängig und überproportional im Vergleich zu Large-Cap-Unternehmen der Branche.

Die folgende Grafik zeigt – in stark vereinfachter Form – weshalb Start-ups im Vergleich zu Marktführern oder Large-Caps überproportional wachsen können.

Abb Marktanteil

Veränderungen bieten Start-ups Chancen: Wirtschaft und Gesellschaft sind im kontinuierlichen Wandel. So ändert sich auch das Umfeld von Unternehmen, sei es durch gesetzliche Änderungen, die Verbreitung neuer Technologien oder sinkender Software- und Hardwarekosten. Für etablierte Unternehmen bedeutet dies meist, dass sie sich umstellen und ihre bisherigen Geschäftsabläufe anpassen müssen. Sie müssen beispielsweise veraltete Technologien ersetzen oder sich aufgrund neuer Vorgaben neu ausrichten. Beides ist teuer und dauert in großen Konzernen oft lange. Im Gegensatz dazu können Start-ups von diesen Veränderungen profitieren: Sie sind in der Regel dynamischer und können die entstehenden Nischen schneller und effizienter besetzen.

Kursbildung auf anderer Grundlage: Für Venture Capital gibt es keine Handelszeiten wie an der Börse. Start-ups starten Finanzierungsrunden, wenn sie neues Kapital für ihr Wachstum benötigen. Nur dann entstehen neuen Bewertungen, die dann meist über längere Zeit Bestand haben, da es, anders als im Private-Equity-Markt, selten öffentlich gehandelte Vergleichsunternehmen gibt. Öffentlich gehandelte Unternehmen unterliegen hingegen oftmals kurzfristigen Launen der Anleger, sei es aufgrund von schlechten Quartalszahlen oder auch weltpolitischer Ereignisse, auf die sie keinerlei Einfluss haben, die aber ihr Geschäft betreffen können. Diese Geschäfts- und Marktentwicklungen wirken sich kurzfristig auf die Aktienkurse aus.

 

VC diversifiziert das eigene Portfolio

Was bedeuten diese Erkenntnisse nun für die Portfolios von Privatanlegern? Fakt ist: Anlageklassen mit Korrelationen von unter eins miteinander zu kombinieren, senkt das Risiko von Kurseinbrüchen und kann die erwartete Rendite steigern. Dieser Effekt wird auch Diversifikationseffekt genannt.

Auf Venture Capital und die Aktienmärkte trifft dieser Effekt zu – es ergeben sich also attraktive Möglichkeiten, um das eigene Portfolio breiter aufzustellen. Zusätzlich ist VC eine Anlageklasse mit hohem Renditepotenzial und gleicht damit nicht nur Schwankungen aus, sondern erhöht auch insgesamt die Renditeerwartungen des eigenen Portfolios.

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