Glossar
17 November 2025
4 Min
Zurück zum Glossar

ESG

Das Wichtigste in Kürze

  • ESG steht für Environmental, Social und Governance und bewertet die Nachhaltigkeit sowie die ethische Praxis von Unternehmen über rein finanzielle Kennzahlen hinaus.
  • Für Anleger dienen ESG-Kriterien als Instrument zur Risikobewertung, zur Identifizierung langfristiger Wachstumschancen und zur Ausrichtung von Investments an persönlichen Werten.
  • Trotz seiner wachsenden Bedeutung steht der ESG-Ansatz vor Herausforderungen wie Greenwashing und uneinheitlichen Bewertungsstandards.

Der Begriff ESG ist in der Welt der Finanzen und Geldanlage allgegenwärtig geworden. Er steht für einen fundamentalen Wandel in der Art und Weise, wie Unternehmen bewertet und Investitionsentscheidungen getroffen werden. Doch was verbirgt sich genau hinter diesen drei Buchstaben, und warum gewinnen sie für Anleger zunehmend an Bedeutung? 

Definition

ESG ist die Abkürzung für die englischen Begriffe Environmental (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung). Es handelt sich um einen international etablierten Rahmen, der dazu dient, die Leistung eines Unternehmens in diesen drei zentralen Nachhaltigkeitsbereichen zu bewerten. Im Kern geht es darum, ob und wie ein Unternehmen ökologische, soziale und ethische Aspekte in seine Geschäftsstrategie und sein tägliches Handeln integriert.

Diese Kriterien gehen weit über die traditionelle Finanzanalyse hinaus, die sich primär auf Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnungen konzentriert. Der ESG-Ansatz basiert auf der Annahme, dass eine starke Leistung in diesen nicht-finanziellen Bereichen ein Indikator für eine robuste Unternehmensführung, ein vorausschauendes Risikomanagement und damit für langfristigen wirtschaftlichen Erfolg ist.

Die drei Säulen von ESG im Detail

Jede Säule umfasst eine Vielzahl von spezifischen Kriterien, die von Ratingagenturen und Investoren zur Bewertung herangezogen werden.

E – Environmental (Umwelt): Der ökologische Fußabdruck

Die Umwelt-Komponente bewertet den Einfluss eines Unternehmens auf die natürliche Umwelt. Hierbei geht es nicht nur um die Vermeidung von Schäden, sondern zunehmend auch um einen positiven Beitrag zum Umweltschutz. Anleger analysieren, wie gut ein Unternehmen auf die Herausforderungen des Klimawandels und der Ressourcenknappheit vorbereitet ist.

Typische Kriterien sind:

  • Klimastrategie und CO₂-Emissionen: Misst ein Unternehmen seine Treibhausgasemissionen und hat es klare Ziele zur Reduktion?
  • Ressourcenmanagement: Wie effizient geht das Unternehmen mit Energie, Wasser und Rohstoffen um?
  • Abfallmanagement und Recycling: Gibt es Strategien zur Abfallvermeidung und zur Förderung der Kreislaufwirtschaft?
  • Schutz der Biodiversität: Berücksichtigt das Unternehmen die Auswirkungen seiner Tätigkeit auf Ökosysteme und Artenvielfalt?

S – Social (Soziales): Der Umgang mit Menschen

Die soziale Dimension rückt die Beziehungen eines Unternehmens zu seinen Stakeholdern in den Fokus – von den eigenen Mitarbeitern über Lieferanten und Kunden bis hin zur Gesellschaft als Ganzes. Eine positive soziale Bilanz kann die Mitarbeiterbindung stärken, die Markenreputation verbessern und regulatorische Risiken minimieren.

Zu den zentralen Aspekten gehören:

  • Arbeitsbedingungen: Wie steht es um Arbeitssicherheit, faire Löhne, Weiterbildungsmöglichkeiten und die Einhaltung von Arbeitsrechten?
  • Vielfalt und Inklusion: Fördert das Unternehmen Chancengleichheit unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder anderen Merkmalen?
  • Lieferkettenmanagement: Stellt das Unternehmen sicher, dass seine Zulieferer ebenfalls soziale und ethische Standards einhalten (z. B. keine Kinderarbeit)?
  • Produktsicherheit und Datenschutz: Wie verantwortungsvoll geht das Unternehmen mit der Sicherheit seiner Produkte und den Daten seiner Kunden um?

G – Governance (Unternehmensführung): Regeln für eine gute Leitung

Die Governance-Säule befasst sich mit der Qualität und Transparenz der Unternehmensführung. Gute Governance-Strukturen sind entscheidend, um die Interessen von Aktionären und Management in Einklang zu bringen, Korruption zu verhindern und eine langfristig orientierte, verantwortungsvolle Unternehmensstrategie sicherzustellen.

Wichtige Bewertungsfaktoren sind:

  • Vorstands- und Aufsichtsratsstruktur: Sind die Kontrollgremien unabhängig und vielfältig besetzt?
  • Vergütungspolitik: Ist die Vergütung von Führungskräften an langfristige und nachhaltige Erfolgsziele gekoppelt?
  • Transparenz und Berichterstattung: Legt das Unternehmen seine Geschäftspraktiken und Nachhaltigkeitsleistungen offen?
  • Aktionärsrechte und Ethik: Werden die Rechte der Aktionäre geschützt und gibt es klare Richtlinien zur Korruptionsbekämpfung?

Wie wird ESG in der Geldanlage umgesetzt? 

Investoren können ESG-Prinzipien auf verschiedene Weisen in ihre Anlagestrategie integrieren. Die gängigsten Ansätze lassen sich wie folgt unterscheiden:

Ausschlussverfahren (Negative Screening)

Dies ist der traditionellste Ansatz. Hierbei werden bestimmte Sektoren oder Unternehmen, die als unethisch oder nicht nachhaltig gelten, von vornherein aus dem Anlageuniversum ausgeschlossen. Klassische Beispiele sind Unternehmen aus den Bereichen Tabak, Alkohol, Glücksspiel, Waffen oder fossile Brennstoffe.

Best-in-Class-Ansatz (Positive Screening)

Anstatt ganze Branchen auszuschließen, konzentriert sich dieser Ansatz darauf, innerhalb jeder Branche die Unternehmen mit der besten ESG-Bewertung auszuwählen. So kann beispielsweise in einen Energiekonzern investiert werden, wenn dieser im Vergleich zu seinen Wettbewerbern führend in den Bereichen erneuerbare Energien und Emissionsreduktion ist.

Impact Investing

Dies ist der ambitionierteste Ansatz. Beim Impact Investing geht es darum, gezielt in Unternehmen oder Projekte zu investieren, die neben einer finanziellen Rendite auch eine messbare positive soziale oder ökologische Wirkung erzielen. Beispiele sind Investitionen in Unternehmen, die sauberes Trinkwasser bereitstellen, Bildung zugänglich machen oder innovative Medizintechnik entwickeln.

Gut zu wissen: LIQID ist als zertifiziertes BCorp-Unternehmen Teil einer globalen Bewegung, die höchste Standards in den Bereichen Transparenz, soziale Verantwortung und Umweltbewusstsein erfüllt. Zudem bietet LIQID mit Global Future ein weltweit diversifiziertes ETF-Portfolio mit Fokus auf speziellen Nachhaltigkeitskriterien.

Die Rolle von ESG-Ratings und Ratingagenturen

Um die ESG-Leistung von Tausenden von Unternehmen vergleichbar zu machen, haben sich spezialisierte Ratingagenturen etabliert. Anbieter wie MSCI, Sustainalytics oder ISS ESG sammeln und analysieren eine große Menge an Daten aus Unternehmensberichten, Medien und anderen Quellen. Auf dieser Basis vergeben sie ESG-Ratings, oft in Form einer Skala (z. B. von AAA bis CCC), die Anlegern als Orientierung dienen.

Diese Ratings sind ein wichtiges Werkzeug, aber nicht unfehlbar. Die Methodiken der Agenturen unterscheiden sich teilweise erheblich, was dazu führen kann, dass ein und dasselbe Unternehmen unterschiedliche Bewertungen erhält. Daher ist es für Anleger wichtig, sich nicht blind auf ein einziges Rating zu verlassen, sondern die zugrunde liegenden Daten und Analysen zu verstehen.

Herausforderungen und Kritik am ESG-Ansatz

Trotz des wachsenden Einflusses ist der ESG-Ansatz nicht frei von Kritik. Anleger sollten sich der potenziellen Schwachstellen bewusst sein, um fundierte Entscheidungen treffen zu können.

Greenwashing: Die Gefahr der Schönfärberei

Als Greenwashing wird der Versuch von Unternehmen bezeichnet, sich durch gezielte PR- und Marketingmaßnahmen ein nachhaltigeres Image zu geben, als es der Realität entspricht. Ein Unternehmen könnte beispielsweise eine grüne Produktlinie bewerben, während der Großteil seines Geschäfts weiterhin umweltschädlich ist. 

Fehlende Standards und Datenlücken

Im Gegensatz zur Finanzberichterstattung, die strengen internationalen Standards (wie IFRS) unterliegt, gibt es für die ESG-Berichterstattung noch keinen einheitlichen globalen Standard. Dies erschwert die Vergleichbarkeit der Daten. Zudem sind viele ESG-relevante Informationen nicht immer leicht verfügbar, insbesondere bei kleineren Unternehmen oder in Schwellenländern.

Zusammenfassung

ESG hat sich von einem Nischenthema zu einem zentralen Element der globalen Finanzmärkte entwickelt. Die Berücksichtigung von ESG-Faktoren bietet Anlegern einen umfassenderen Blick auf die Chancen und Risiken eines Investments. 

Inhaltsverzeichnis