Rebalancing
Das Wichtigste in Kürze
- Rebalancing bezeichnet die gezielte Umschichtung eines Portfolios, um die ursprünglich festgelegte strategische Gewichtung der Anlageklassen wiederherzustellen.
- Das Hauptziel ist die Risikokontrolle. Rebalancing verhindert, dass risikoreichere Anlagen wie Aktien nach starken Kursgewinnen ein Übergewicht im Portfolio bekommen.
- Gängige Strategien sind das kalenderbasierte Rebalancing (z. B. jährlich) oder das schwellenwertbasierte Rebalancing, das bei einer bestimmten prozentualen Abweichung ausgelöst wird.
Definition
Rebalancing, auch als Portfolio-Umschichtung oder Rebalancierung bekannt, ist ein fundamentaler Prozess in der disziplinierten Vermögensverwaltung. Es beschreibt die Wiederherstellung der ursprünglichen prozentualen Aufteilung von Anlageklassen wie Aktien, Anleihen oder Rohstoffen in einem Anlageportfolio. Da sich die verschiedenen Märkte unterschiedlich entwickeln, verschiebt sich die Gewichtung der Anlagen im Zeitverlauf. Durch Rebalancing wird diese Verschiebung korrigiert und das Portfolio wieder an die persönliche Anlagestrategie und Risikobereitschaft angepasst.
Dieser Prozess ist ein Kernelement des strategischen Risikomanagements. Er sorgt dafür, dass das Rendite-Risiko-Profil des Portfolios konstant bleibt und nicht unbemerkt von den Zielen des Anlegers abweicht.
Warum ist Rebalancing für Ihre Geldanlage wichtig?
Die Bedeutung des Rebalancings liegt vor allem in der systematischen Risikokontrolle. Ohne regelmäßige Anpassungen kann ein Portfolio ein deutlich höheres Risiko entwickeln, als ursprünglich beabsichtigt war.
Risikosteuerung: Angenommen, Ihr Portfolio startet mit einer ausgewogenen Mischung von 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen. Nach einer Phase stark steigender Aktienkurse könnte der Aktienanteil auf 70 Prozent anwachsen. Ihr Portfolio wäre damit risikoreicher als geplant. Rebalancing korrigiert dies, indem Gewinne aus dem Aktienanteil realisiert und in den untergewichteten Anleiheanteil investiert werden.
Strategietreue: Ihre anfängliche strategische Asset Allokation spiegelt Ihre langfristigen Ziele und Ihre Risikotoleranz wider. Rebalancing stellt sicher, dass Sie dieser Strategie treu bleiben und nicht emotional auf Marktschwankungen reagieren.
Antizyklisches Handeln: Der Prozess zwingt zu einem rationalen, antizyklischen Verhalten. Sie verkaufen Anlageklassen, die gut gelaufen sind (und somit teurer geworden sind), und kaufen jene, die sich schwächer entwickelt haben (und somit günstiger sind). Dies kann langfristig die Rendite stabilisieren.
Gut zu wissen: Für die LIQID Kapitalmarkt-Portfolios führen wir nach festgelegten Kriterien regelmäßig ein Rebalancing durch.
Wie funktioniert Rebalancing in der Praxis? Ein Beispiel
Um den Mechanismus zu verdeutlichen, betrachten wir ein Beispielportfolio mit einem Startkapital von 100.000 Euro. Die strategische Aufteilung soll 60 Prozent in Aktien (60.000 Euro) und 40 Prozent in Anleihen (40.000 Euro) betragen.
Nach einem Jahr hat sich der Aktienmarkt sehr positiv entwickelt und der Wert dieses Portfolioanteils ist um 25 Prozent auf 75.000 Euro gestiegen. Der Anleihenmarkt stagnierte, der Wert blieb bei 40.000 Euro. Der Gesamtwert des Portfolios beträgt nun 115.000 Euro. Die neue, tatsächliche Gewichtung liegt bei ca. 65 Prozent Aktien und 35 Prozent Anleihen.
Um die ursprüngliche 60/40-Balance wiederherzustellen, werden nun Aktienanteile im Wert von 5.750 Euro verkauft. Der Erlös wird in Anleihen investiert. Das Ergebnis: Das Portfolio ist wieder im Einklang mit der Strategie, mit 69.000 Euro in Aktien (60 Prozent) und 46.000 Euro in Anleihen (40 Prozent).
Welche Rebalancing-Strategien gibt es?
In der Praxis haben sich hauptsächlich zwei Methoden etabliert, die auch kombiniert werden können:
- Zeitbasiertes Rebalancing: Hier wird das Portfolio in festen Zeitintervallen überprüft und angepasst, beispielsweise vierteljährlich, halbjährlich oder jährlich. Diese Methode ist einfach umzusetzen und sorgt für eine regelmäßige Disziplin.
- Schwellenwertbasiertes Rebalancing: Bei dieser Methode wird eine Umschichtung erst dann vorgenommen, wenn eine Anlageklasse einen vordefinierten Schwellenwert über- oder unterschreitet (z. B. eine Abweichung von 5 Prozent oder 10 Prozent von der Zielgewichtung). Dieser Ansatz ist flexibler und reagiert direkter auf starke Marktbewegungen.
Vor- und Nachteile des Rebalancings
Wie jede Anlagestrategie hat auch das Rebalancing sowohl Vorteile als auch potenzielle Nachteile, die Anleger kennen sollten.
Zusammenfassung
Rebalancing ist keine Strategie zur kurzfristigen Gewinnmaximierung, sondern ein wesentliches Instrument zur langfristigen Risikosteuerung und zur Wahrung der strategischen Ausrichtung eines Portfolios. Es hilft Anlegern, auf Kurs zu bleiben, emotionale Fehlentscheidungen zu vermeiden und das Portfolio an die eigenen finanziellen Ziele anzupassen. Professionelle Vermögensverwalter nutzen Rebalancing als festen Bestandteil ihres Investmentprozesses, um die Portfolios ihrer Kunden auch in turbulenten Marktphasen stabil zu halten.
