Glossar
30 October 2025
Svea Sturm
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strategische Asset Allokation

Das Wichtigste in Kürze

  • Die strategische Asset Allokation ist eine langfristige Anlagestrategie, die feste Zielgewichtungen für verschiedene Anlageklassen in einem Portfolio festlegt.
  • Die persönliche Risikotoleranz, der Anlagehorizont und die finanziellen Ziele des Anlegers bestimmen die prozentuale Aufteilung der Vermögenswerte.
  • Wissenschaftliche Studien belegen, dass die strategische Asset Allokation der entscheidende Faktor für den langfristigen Anlageerfolg ist und die Portfoliorendite stärker beeinflusst als die Auswahl einzelner Wertpapiere.

Definition

Die strategische Asset Allokation (SAA) ist ein Investmentansatz, bei dem die prozentuale Aufteilung eines Portfolios auf verschiedene Anlageklassen langfristig festgelegt wird. Diese Zielallokation orientiert sich an den individuellen Gegebenheiten des Anlegers, insbesondere seiner Risikobereitschaft und seinem Anlagehorizont. Im Kern folgt die SAA einem disziplinierten „Buy-and-Hold“-Ansatz, bei dem nicht auf kurzfristige Marktbewegungen reagiert wird. Stattdessen wird die ursprüngliche Gewichtung durch regelmäßige Anpassungen, das sogenannte Rebalancing, beibehalten.

Das theoretische Fundament für diesen Ansatz lieferte der Nobelpreisträger Harry Markowitz mit der Modernen Portfoliotheorie (MPT). Sie besagt, dass durch die Kombination von Anlageklassen mit unterschiedlichen Risiko-Rendite-Profilen und geringer Korrelation ein optimiertes Portfolio konstruiert werden kann, das für ein gegebenes Risiko die maximale Rendite erzielt.

Warum ist die strategische Asset Allokation so entscheidend?

Die Entscheidung über die Aufteilung des Vermögens auf verschiedene Anlageklassen ist der wichtigste Hebel für den langfristigen Anlageerfolg. Sie hat einen weitaus größeren Einfluss auf die Gesamtperformance als die Auswahl einzelner Aktien oder Anleihen (Stock Picking) oder der Versuch, den richtigen Zeitpunkt für Käufe und Verkäufe zu finden (Market Timing).

Eine wegweisende Studie von Brinson, Hood und Beebower aus dem Jahr 1986 kam zu dem Ergebnis, dass die strategische Asset Allokation über 90 Prozent der Variabilität der Portfoliorenditen erklärt.¹ Obwohl die exakte Zahl diskutiert wird, besteht unter Finanzexperten ein breiter Konsens darüber, dass die Allokationsentscheidung die Grundlage für eine disziplinierte und erfolgreiche Anlagestrategie bildet. Sie hilft, emotionale und oft kostspielige Fehlentscheidungen in turbulenten Marktphasen zu vermeiden.

Die Bausteine einer strategischen Asset Allokation

Eine robuste strategische Asset Allokation basiert auf drei zentralen Säulen, die systematisch aufeinander aufbauen.

1. Diversifikation über verschiedene Anlageklassen

Die Diversifikation, also die Streuung des Kapitals auf verschiedene Anlageklassen, ist das Kernprinzip zur Reduzierung des Portfoliorisikos. Die Idee dahinter ist, dass sich nicht alle Märkte im Gleichschritt bewegen. Verluste in einer Anlageklasse können durch Gewinne in einer anderen ausgeglichen werden. Entscheidend ist hierbei eine möglichst geringe oder negative Korrelation zwischen den Anlageklassen. Gängige Anlageklassen sind Aktien, Anleihen, Immobilien, Rohstoffe und Barmittel. Zunehmend werden auch alternative Anlagen wie Private Equity zur weiteren Diversifizierung genutzt.

2. Risikotoleranz und Anlagehorizont

Die optimale prozentuale Aufteilung ist keine Einheitslösung, sondern hängt von zwei persönlichen Faktoren ab: der Risikotoleranz und dem Anlagehorizont. Die Risikotoleranz beschreibt die Fähigkeit und Bereitschaft eines Anlegers, Wertschwankungen zu ertragen. Ein langer Anlagehorizont, beispielsweise für die Altersvorsorge in jungen Jahren, erlaubt eine höhere Gewichtung von wachstumsorientierten, aber schwankungsanfälligeren Anlageklassen wie Aktien. Ein kürzerer Horizont erfordert hingegen einen höheren Anteil an stabilisierenden, risikoärmeren Anlagen wie hochwertigen Staatsanleihen.

3. Regelmäßiges Rebalancing

Rebalancing ist der Prozess, durch den die ursprüngliche Zielgewichtung des Portfolios periodisch wiederhergestellt wird. Da sich die Anlageklassen unterschiedlich entwickeln, verschiebt sich ihre prozentuale Gewichtung im Zeitverlauf. Beim Rebalancing werden Anteile der überdurchschnittlich gut gelaufenen Anlageklassen verkauft und die Erlöse in die unterdurchschnittlich performenden Klassen investiert. Dieser antizyklische Prozess erzwingt eine disziplinierte „Verkaufe teuer, kaufe günstig“-Logik und stellt sicher, dass das Risikoprofil des Portfolios konstant bleibt.

Ein praktisches Beispiel für strategische Asset Allokation

Angenommen, eine 60-jährige Anlegerin mit einem konservativen Risikoprofil und einem Anlagehorizont von fünf Jahren bis zum Ruhestand verfügt über ein Portfolio von 500.000 Euro. Ihre strategische Asset Allokation ist auf 40 Prozent Aktien, 40 Prozent Anleihen und 20 Prozent Geldmittel festgelegt.

Zu Beginn der Anlageperiode verteilt sich das Vermögen wie folgt:

  • Aktien: 200.000 Euro (40 Prozent)
  • Anleihen: 200.000 Euro (40 Prozent)
  • Geldmittel: 100.000 Euro (20 Prozent)

Nach einem Jahr hat sich der Wert des Portfolios durch Marktentwicklungen verändert. Die Aktien erzielten eine Rendite von 10 Prozent, die Anleihen 5 Prozent und die Geldmittel 2 Prozent. Der neue Portfoliowert beträgt 532.000 Euro, und die Aufteilung hat sich verschoben:

  • Aktien: 220.000 Euro (41,3 Prozent)
  • Anleihen: 210.000 Euro (39,5 Prozent)
  • Geldmittel: 102.000Euro (19,2 Prozent)

Um die ursprüngliche strategische Allokation wiederherzustellen, muss ein Rebalancing durchgeführt werden. Die neuen Zielbeträge auf Basis des aktuellen Portfoliowerts von 532.000 € lauten:

  • Aktien (40 Prozent): 212.800 Euro
  • Anleihen (40 Prozent): 212.800 Euro
  • Geldmittel (20 Prozent): 106.400 Euro

Die notwendigen Anpassungen sind:

  • Aktien: Verkauf von Anteilen im Wert von 7.200 Euro
  • Anleihen: Kauf von Anteilen im Wert von 2.800 Euro
  • Geldmittel: Erhöhung des Bestands um 4.400 Euro

Durch diesen Prozess wird das Portfolio wieder auf sein strategisches Zielrisiko justiert.

Die Festlegung und disziplinierte Umsetzung einer strategischen Asset Allokation erfordert Zeit und Wissen. Im persönlichen Gespräch mit einem unserer Investment-Experten erhalten Sie Orientierung und Klarheit für Ihre langfristige Anlagestrategie. Vereinbaren Sie jetzt ein kostenloses und unverbindliches Gespräch.

Abgrenzung: strategische vs. taktische Asset Allokation

Die strategische Asset Allokation ist von der taktischen Asset Allokation (TAA) zu unterscheiden. Während die SAA eine langfristig passive Grundstruktur vorgibt, erlaubt die TAA kurz- bis mittelfristige Abweichungen von dieser Struktur. Ziel der TAA ist es, von erwarteten Marktchancen zu profitieren, indem bestimmte Anlageklassen, Regionen oder Sektoren temporär über- oder untergewichtet werden. Die taktische Asset Allokation ist somit ein aktiverer Ansatz, der auf Marktprognosen basiert, während die strategische Asset Allokation an der langfristigen Zielallokation festhält.

Zusammenfassung

Die strategische Asset Allokation ist eine langfristig ausgerichtete Anlagestrategie, bei der das Portfolio gemäß der individuellen Risikotoleranz, den finanziellen Zielen und dem Anlagehorizont auf verschiedene Anlageklassen verteilt wird. Sie bildet das Fundament eines disziplinierten Vermögensaufbaus und hat laut Studien den größten Einfluss auf die langfristige Portfoliorendite.

Wesentliche Elemente sind Diversifikation, regelmäßiges Rebalancing sowie die konsequente Ausrichtung an persönlichen Bedürfnissen. Im Gegensatz zur taktischen Asset Allokation verfolgt die SAA einen stabilen, planbaren Ansatz und vermeidet emotionale Fehlentscheidungen.

¹ Quelle: „Determinants of Portfolio Performance“, Financial Analysts Journal, Juli/August 1986.

Svea Sturm

Investment Analyst, Investment Product und Marketing, LIQID

Svea ist Investment Analystin in der Schnittstelle zwischen den Investment und Marketing Teams. Sie erstellt Marktanalysen über Kapitalmärkte und Private Markets für interne und externe Kommunikation. Dabei fokussiert sie sich vor allem auf die Erstellung von kundenfokussiertem Content.

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