Finanzkraft am Spielfeldrand: Private Equity im Profifußball

Hunderte Millionen Menschen fiebern dem 31.05.2025 entgegen. Denn das Finale der UEFA Champions League verspricht auch in diesem Jahr Hochspannung. Aber lassen Sie uns auch einen Blick hinter die Kulissen Europas größter Fußballbühne werfen. Denn was sich hier abspielt, ist nicht minder spannend. Es geht um Investoren, insbesondere aus dem Bereich Private Equity, und ihre Rolle in der Transformation des beliebtesten Sports der Welt.
Duell der Investoren
Die Veränderung wird bereits bei einem Blick auf die Finalteilnehmer klar: Inter Mailand steht exemplarisch für die zunehmende Rolle von Finanzinvestoren im Vereinsbesitz. Der italienische Traditionsclub gehörte seit 2016 der chinesischen Unternehmensgruppe Suning, deren Beteiligung über den US-Fonds Oaktree Capital Management finanziert wurde. Im Mai letzten Jahres übernahm Oaktree offiziell die Kontrolle über den Club.
Auf der Gegenseite steht Paris Saint-Germain, das vollständig vom katarischen Staatsfonds Qatar Sports Investments kontrolliert wird. Das Champions-League-Finale ist damit nicht nur ein sportliches Großereignis, sondern auch ein Duell konkurrierender Großinvestoren.
CVC: Der stille Modernisierer Europas Ligen
Einer der umtriebigsten Private-Equity-Akteure im europäischen Fußball ist CVC. Die Luxemburger verwalten rund 140 Milliarden Euro Vermögen. Das Unternehmen investiert weltweit in verschiedene Branchen – von Industrie über Technologie bis hin zu Medien. In den letzten Jahren hat sich CVC zudem verstärkt auf Investitionen im Sportbereich konzentriert – insbesondere im Motorsport und Fußball. Dabei liegt der Fokus vor allem auf der kommerziellen Weiterentwicklung und langfristigen Wertschöpfung.
CVC verfolgt eine strategisch andere Herangehensweise als viele bekannte Investoren. Statt einzelne Vereine zu übernehmen, beteiligt sich CVC direkt an den kommerziellen Strukturen der Ligen. Ziel ist es, durch langfristige Partnerschaften den Fußball wirtschaftlich zu professionalisieren, digital zu transformieren und globaler aufzustellen.
Gut zu wissen: Auch Privatanleger können von solchen Entwicklungen profitieren. Zum Beispiel erhalten qualifizierte Investoren durch LIQID die Möglichkeit, in ausgewählte Private-Equity-Fonds von renommierten Managern wie CVC zu investieren.
LaLiga Impulso: Spaniens Fußball im Umbruch
Ein besonders prominentes Beispiel ist das Projekt „LaLiga Impulso“ in Spanien. CVC investierte rund 2 Milliarden Euro in die höchste spanische Spielklasse und sicherte sich im Gegenzug für einen Zeitraum von 50 Jahren einen Anteil von 8,2 Prozent an den kommerziellen Einnahmen der Liga. Von den 42 beteiligten Klubs stimmten 38 dem Deal zu. Real Madrid, der FC Barcelona und der Athletic Club de Bilbao lehnten ab – sie befürchteten einen langfristigen Kontrollverlust bei zentralen wirtschaftlichen Entscheidungen der Liga.
Die Mittelverwendung ist klar geregelt: 70 Prozent für Infrastruktur, Digitalisierung und Internationalisierung, 15 Prozent für Transfers und 15 Prozent für Schuldenabbau. Zum Beispiel nutzte der RCD Mallorca das frische Kapital für eine umfassende Stadionmodernisierung – ein Entwicklungssprung, der ohne CVC wohl ein ganzes Jahrzehnt gedauert hätte.
Ligue 1: Frisches Kapital für ein angeschlagenes System
Auch in Frankreich ist CVC aktiv. Der Private-Equity-Manager investierte 1,5 Milliarden Euro in eine neu geschaffene Kommerzgesellschaft, die für die Vermarktung der Medienrechte der französischen Ligue 1 zuständig ist. Im Gegenzug erhielt der Investor einen Anteil von 13 Prozent an den daraus erzielten Erlösen.
Das Ziel war die wirtschaftliche Stabilisierung nach der Corona-Pandemie. Die Meinungen waren gespalten, doch das neue Kapital brachte dringend benötigte Liquidität – und einen erfahrenen Medieninvestor an Bord.
Serie A: Der Deal, der nicht zustande kam
2020 wollte CVC gemeinsam mit Advent und FSI in die italienische Serie A investieren. Sie boten 1,7 Milliarden Euro für eine Beteiligung von 10 Prozent an einer neu zu gründenden Mediengesellschaft der italienischen Serie A. Der Deal scheiterte jedoch an der Uneinigkeit unter den Klubs – insbesondere Inter Mailand und Juventus Turin äußerten Vorbehalte. Hauptstreitpunkte: Mitspracherechte und die Governance-Struktur innerhalb der geplanten Gesellschaft.
DFL und der deutsche Sonderweg
2023 suchte die Deutsche Fußball Liga (DFL) ebenfalls nach einem strategischen Investor. Auch hier war CVC interessiert und die Gespräche waren bereits weit fortgeschritten. Doch das geplante Milliardeninvestment scheiterte an massivem Widerstand. Insbesondere aus Reihen der organisierten Fans erntete die DFL lautstarken Protest. Unvergessen sind die „Tennisball-Proteste“, in denen Fangruppen riesige Mengen Tennisbälle auf das Spielfeld warfen und so minutenlange Unterbrechungen erzwangen – als symbolischer Akt gegen die fortschreitende Kommerzialisierung des Sports.
Wichtig zu verstehen: Die Fankultur prägt den deutschen Profifußball in besonderem Maße. Viele Anhänger verstehen sich nicht nur als Konsumenten, sondern als aktive Mitgestalter des Vereinslebens – mit einem ausgeprägten Mitbestimmungsanspruch. Dieses Selbstverständnis stand im direkten Widerspruch zum geplanten Einstieg eines global agierenden Finanzinvestors. Auch zahlreiche Klubs äußerten strukturelle Bedenken. Letztlich waren die kulturellen Unterschiede zwischen den kommerziellen Interessen von CVC und der vereinsgeprägten Fußballphilosophie in Deutschland zu groß.
Ergebnis: Der Deal wurde auf Eis gelegt – vorerst.
Fazit: Kapital trifft auf Tradition
CVCs Engagement zeigt einen klaren Trend: Ligen nutzen externes Kapital, um ihre Geschäftsmodelle zu modernisieren. Die Vorteile liegen auf der Hand – Investitionen in Stadien, Digitalisierung, neue Märkte. Doch die Kritik ist nach wie vor scharf: Die Sorgen über den Verlust sportlicher Autonomie, zunehmende Kommerzialisierung und eine mögliche Entfremdung von den Fans werden immer lauter. Ob Deutschland das gallische Dorf bleibt, wird die Zukunft zeigen. Aber eins ist sicher: Die Zeit der Veränderung hat längst begonnen.
„LaLiga und ihre Klubs haben nun den bestmöglichen Partner, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen und erfolgreich zu meistern. Wir setzen damit einen Präzedenzfall für andere Ligen in Europa und weltweit.“ – Javier Tebas, Präsident LaLiga