Spotlight

Wie ELTIF 2.0 den Zugang zu den Private Markets revolutioniert

LIQID Smart Letter

April 2024

Das Wichtigste in Kürze:

  • Im Jahr 2015 wurde mit ELTIF ein Finanzinstrument geschaffen, das Kapital von institutionellen und privaten Anlegern in langfristige Projekte mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit in kleine und mittlerer Unternehmen in Europa lenken sollte.
  • Komplexe Anforderungen hinderten jedoch viele Privatanleger daran, in ELTIFs zu investieren. Die Europäische Kommission hat dies erkannt und mit ELTIF 2.0 eine überarbeitete Verordnung eingeführt.
  • Mit dem ELTIF 2.0 verändert sich die Art und Weise, wie Privatanleger in Anlageklassen wie Private Equity investieren können, grundlegend.


Seit Jahresbeginn war der kryptische Begriff ELTIF vermehrt in der Finanzpresse oder in Fachzeitschriften zu lesen. Die Abkürzung steht für „European Long-Term Investment Fund”. Doch was steckt hinter dieser Bezeichnung? Wir wollen Ihnen erklären, was ein ELTIF ist, warum er von der Europäischen Union ins Leben gerufen wurde und was die Einführung für Ihr Portfolio bedeutet.

Was ist ein ELTIF?

Wer bis 2015 als Privatanleger in privat gehaltene Unternehmen oder Infrastrukturprojekte investieren wollte, suchte vergeblich nach einem passenden Finanzinstrument. In der Europäischen Union fehlte ein Vehikel, das direkte Investitionen auf einfache Art und Weise ermöglichte. Unterschiedliche lokale Anforderungen an Anleger und Investitionsziele sorgten für Komplikationen bei der Produktentwicklung und schränkten dadurch Finanzierungen für jene Projekte und Unternehmen erheblich ein.

Als Lösung wurde 2015 der European Long-Term Investment Fund (ELTIF) ins Leben gerufen, eine Form eines alternativen Investmentfonds. Ziel war es, das Kapital von institutionellen sowie privaten Anlegern zu bündeln und in langfristige Projekte und mittelständische Unternehmen mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit zu investieren. Privatanleger erhielten die Möglichkeit, in alternative Anlageklassen wie Private Equity oder Private Debt zu investieren, die ihnen bisher nicht  zugänglich waren.

Doch so hoffnungsvoll das Projekt startete, konnte ELTIF die großen Erwartungen nicht erfüllen: Komplexe Anforderungen an die Portfoliostruktur, begrenzte Möglichkeiten Anlegern Liquidität zur Verfügung zu stellen, hohe Mindestanlagesummen, Vertriebsbeschränkungen und weitere Faktoren stellten Anbieter vor große Herausforderungen. Nur sehr wenige Vermögensverwalter entschlossen sich dazu, einen ELTIF aufzulegen. So gab es 2022 lediglich 77 ELTIFs in Europa mit einem Volumen von 11 Milliarden Euro. Das macht 0,07 Prozent der innerhalb der EU verwalteten Vermögenswerte aus. Folglich wurde nur wenig Kapital eingesammelt und das Investitionsziel der EU wurde deutlich verfehlt. 

Was ändert sich mit ELTIF 2.0?

Die Europäische Kommission hat erkannt, dass ELTIF 1.0 zu viele Restriktionen mit sich bringt und hat bereits 2020 mit einer Überarbeitung der Verordnung begonnen. Anfang 2024 ist ELTIF 2.0 in Kraft getreten mit weitreichenden Auswirkungen auf die gesamte Finanzbranche. Eine ganze Reihe von Beschränkungen sind nun aufgehoben, sodass sich die Art und Weise, wie Privatanleger in die Private Markets investieren können, von Grund auf verändert.

ELTIF 2.0 erleichtert nun den Zugang zu alternativen Anlageklassen wie Private Equity und macht sie damit besonders für Privatanleger attraktiv. Zu den wichtigsten Änderungen für Privatanleger zählen eine niedrigere Mindestanlage, der Wegfall der Mindesthaltedauer, verbesserte Liquiditätsoptionen und eine geringere Komplexität bei der Zeichnung von Fonds.

ELTIF 1.0 vs. ELTIF 2.0: Die Änderungen auf einen Blick

Mindestanlagebeträge: Die wohl wichtigste Neuerung für Privatanleger ist der Wegfall der  Mindestanlagebeträge. Bisher war es erfahrenen Privatanlegern erst ab Beträgen von 200.000 Euro möglich, in Private Equity zu investieren. Mit ELTIF 2.0  können Anleger in der Theorie ohne eine Mindestanlage in alternative Anlageklassen investieren. Das öffnet das Potenzial der Anlageklassen für eine breite Öffentlichkeit und ermöglicht Zugang zu Beteiligungen an vielversprechenden privat gehaltenen Unternehmen auf der ganzen Welt. 

Semi-liquide Fonds: Eine Anlage in Private Equity war bisher ausschließlich über geschlossene Fonds möglich. Dieser sammelt in der Regel über einen Zeitraum von 24 Monaten Kapital ein und wird dann geschlossen. Für Anleger ist das Kapital dann in der  Regel für einen Zeitraum zwischen sieben und zehn Jahren gebunden. 

Die neue ELTIF-Regulierung erlaubt dagegen die Konstruktion von sogenannten semi-liquiden Fonds, mit denen Anleger regelmäßig die Option haben, ihre Anteile wieder zu veräußern. Der Fonds hält hierzu einen gewissen Anteil des Portfolios in liquiden Anlageklassen. Wichtig hierbei ist, dass die Liquidität des Fonds und damit das Volumen für gleichzeitige Verkäufe beschränkt ist.

Kürzere Mindesthaltedauer: Die lange Haltedauer war für Anleger bislang ein großer Nachteil der geschlossenen Fonds. Privatanleger mussten also für eine beachtliche Zeit auf einen signifikanten Anteil ihres Vermögens verzichten können.

Mit ELTIF 2.0 verringert sich die Mindesthaltedauer deutlich: So wird die sogenannte Lock-up-Periode, je nach Anlageklasse, zwischen voraussichtlich zwei bis fünf Jahren liegen. Anleger können damit bei ihren Investitionsentscheidungen deutlich flexibler agieren und haben die Möglichkeit, Kapital in ELTIFs zu investieren, das bereits nach kürzerer Zeit benötigt werden könnte.

Was hat ELTIF mit Private Equity zu tun?

Bisher war der Zugang zu Anlageklassen der Private Markets, wie Private Equity, ausschließlich institutionellen Investoren und Hochvermögenden vorbehalten. Privatanleger erhalten durch ELTIF 2.0 nun ebenfalls die Möglichkeit, in die vielversprechende Anlageklasse abseits der öffentlichen Märkte zu investieren. Dies bedeutet nicht nur ein höheres Potenzial gesteigerter Renditen, sondern auch eine Chance zur Diversifizierung und aktiveren Risikostreuung. Private Equity konnte in der Vergangenheit kontinuierlich Renditen deutlich oberhalb der öffentlichen Aktienmärkte erzielen. Außerdem kann die Anlageklasse dazu beitragen, das Rendite-Risiko-Profil des Portfolios zu optimieren.

In Kürze: Der ELTIF 2.0 wird für Anbieter, Vertriebsstellen und Anleger deutlich attraktiver und leichter zugänglich. Privatanleger in ganz Europa erhalten durch die neue Regulierung die Möglichkeit, in Vermögenswerte abseits der öffentlichen Märkte zu investieren. Die Änderungen zielen darauf ab, Privatanlegern in Europa den Zugang zu langfristigen Anlagen in Unternehmen zu ermöglichen und dadurch die Realwirtschaft zu unterstützen. Gleichzeitig bieten sie das Potenzial für Diversifizierung, Streuung der Risiken und Renditesteigerung.

Hinweis: Historische Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen. Bitte beachten Sie unsere Risikohinweise.