Mega Funding-Runden, selektive Börsengänge und der neue Einfluss der Politik

Das Wichtigste in Kürze
- Der Venture-Capital-Markt fokussiert sich stark auf Mega-Finanzierungen in KI und FinTech, allein zehn Deals vereinen 40 Prozent des Kapitals in den USA.
- Börsengänge sind wieder möglich, aber selektiv: Investoren verlangen Profitabilität und belastbare Geschäftsmodelle.
- Tech-Konzerne und Investoren investieren massiv in politische Kampagnen. Silicon Valley wird zur aktiven Regulierungs-Lobby im KI-Zeitalter.
Im Jahr 2025 zeigte sich die Venture-Capital-Landschaft so konzentriert wie nie zuvor: Über 40 Prozent des investierten Kapitals entfielen auf weniger als zehn Mega-Runden. Gleichzeitig sicherten sich weltweit mehr als 50 Tech-Unternehmen Finanzierungen von jeweils über 100 Millionen US-Dollar – mit einem klaren Schwerpunkt auf Künstlicher Intelligenz (KI) und FinTech.
Die Benchmark-Deals
Die Top-Deals stechen als Marktbarometer heraus, etwa die Finanzierungen für Scale AI, Anthropic und Cohere, die jeweils dreistellige Millionenbeträge erhielten. Dieser Trend zeigt den starken Fokus der Investoren auf wenige skalierbare Plattformen und die hohe Wettbewerbsintensität im Sektor.
Der Börsenmarkt für Tech-Unternehmen hat sich im Sommer spürbar geöffnet, aber das Exit-Fenster bleibt exklusiv. Nur rund 25 Prozent der börsennotierten Neuzugänge waren zum Zeitpunkt des IPO profitabel. Gleichzeitig sind die sogenannten Klassengrößen, also das Volumen der einzelnen Börsengänge, deutlich gestiegen.
Die Anzahl der Börsengänge bleibt allerdings gering und die Auswahl deutlich strenger. Während viele IPOs im Hype-Jahr 2021 von Verlustunternehmen mit hohen Bewertungen geprägt waren, liegt der Fokus 2025 klar auf soliden Geschäftsmodellen, nachhaltigem Wachstum und belastbaren Finanzkennzahlen.
Politische Einflussnahme aus dem Silicon Valley
Erstmals fließen signifikante Summen von Tech-Unternehmen und Venture-Investoren direkt in politische Kampagnen mit dem Ziel, die Regulierung im Bereich KI aktiv zu beeinflussen. Besonders aktiv sind Meta, OpenAI und Andreessen Horowitz: Gemeinsam investierten sie über 200 Millionen US-Dollar in sogenannte Super-PACs wie „Leading the Future“ – politische Aktionskomitees in den USA, die unbegrenzt Spenden für Wahlwerbung und Gesetzesinitiativen sammeln dürfen. Ziel: KI-freundliche Gesetzgebung fördern und strenge Regulierungen verhindern.
Gerade im Vorfeld der US-Midterm-Wahlen 2026 setzt das Netzwerk auf intensive Kampagnen, digitale Werbung und gezielte Wahlkampfunterstützung für „freundliche” Kandidaten. Zusätzlich geht es auch um KI-Sicherheitsrichtlinien in Kalifornien und anderen Kernstaaten. Vorbild sind die erfolgreichen Strategien der Krypto-Lobby, die bereits politische Weichen zugunsten der Branche stellte.
Das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Mobilisierung zeigen: Silicon Valley ist als politische Lobby so präsent wie nie. Unternehmen und Investoren stehen nicht mehr bloß an der Spitze der technologischen Entwicklung, sondern versuchen, selbst die Spielregeln zu definieren. Wer künftig im globalen KI-Wettbewerb bestehen will, setzt neben Rekordgehältern auf gezielte politische Investments. Der „War for Regulation“ ist offiziell eröffnet.
Updates aus dem LIQID Venture PRO Portfolio
Auch bei den Unternehmen aus den LIQID Venture PRO Portfolios hat sich diesen Monat einiges getan. Hier finden Sie die Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse.
Databricks: Datenriese mit KI-Schub
Databricks wurde 2013 von Forschern des MIT und der University of California gegründet und ist heute eine der führenden Plattformen für Datenanalyse und Künstliche Intelligenz. Unternehmen nutzen Databricks, um große Datenmengen zu verarbeiten und KI-Modelle zu trainieren, etwa für Prognosen, Automatisierung oder Produktempfehlungen.
Update: Databricks sammelt neues Kapital ein – bei einer Bewertung von über 100 Milliarden US-Dollar. Das ist rund 60 Prozent mehr als in der letzten Runde im Dezember. Der Umsatz liegt aktuell bei 3,7 Milliarden US-Dollar – ein Plus von 50 Prozent im Jahresvergleich. Mit Zukäufen wie Neon und Partnerschaften mit Anthropic und Google Cloud baut Databricks seinen Vorsprung gegenüber Wettbewerbern wie Snowflake weiter aus.
Figure: Blockchain trifft Kreditgeschäft
Figure Technology wurde 2018 vom ehemaligen SoFi-CEO Mike Cagney gegründet und digitalisiert das Kreditwesen mit Hilfe der Blockchain. Das Unternehmen vergibt unter anderem Hauskredite, persönliche Darlehen und Krypto-gestützte Finanzierungen – schnell, volldigital und ohne Bankfiliale.
Update: Das Unternehmen hat ein IPO an der Nasdaq beantragt. Im ersten Halbjahr 2025 erzielte Figure 191 Millionen US-Dollar Umsatz und 29 Millionen Gewinn. Die Plattform basiert auf der firmeneigenen Provenance-Blockchain, einer speziell für Finanzdienstleistungen entwickelten Infrastruktur, die Kreditprozesse automatisiert und beschleunigt. Figure zählt über 160 institutionelle Partner und gilt als größter nicht-banklicher Anbieter von digitalen Hauskrediten, ein seltener, profitabler Fintech-Player mit klarer Wachstumsstory.
Vercel: Infrastruktur für das KI-Zeitalter
Vercel wurde 2015 in San Francisco gegründet und hat sich auf moderne Webentwicklung und Hosting spezialisiert. Die Plattform bietet Entwicklern Tools, um Webseiten und Anwendungen schnell, effizient und zunehmend KI-gestützt zu erstellen, unter anderem durch den beliebten KI-Coding-Assistenten „v0“.
Update: Das Unternehmen zieht Investoren an, die es mit bis zu 9 Milliarden US-Dollar bewerten, fast dreimal so viel wie im Vorjahr. Der jährlich wiederkehrende Umsatz (ARR) hat sich in kurzer Zeit auf 200 Millionen verdoppelt. Vercel punktet mit starker Marge (76 Prozent) und Kunden wie OpenAI, PayPal und Under Armour.
Gut zu wissen: Was ist ein „Unicorn“? Ein Unicorn (deutsch: Einhorn) ist ein Start-up, das mit mindestens einer Milliarde US-Dollar bewertet wird, noch bevor es an die Börse geht. Der Begriff steht sinnbildlich für die Seltenheit und das Wachstumspotenzial solcher Unternehmen. Inzwischen gibt es weltweit Hunderte Unicorns, vor allem in Bereichen wie KI, Fintech oder Software.
Hinweis: LIQID Venture PRO ist nur für Anleger, die mindestens 200.000 Euro investieren können und die gesetzlichen Anforderungen in Bezug auf Sachverstand, Erfahrung und Kenntnisse erfüllen, geeignet. Das bedeutet (semi-)professionelle Anleger im Sinne des KAGB. Kapitalanlagen bergen Risiken. Bitte beachten Sie unsere Risikohinweise.