Breakball im Tennis-Business: Der Einstieg von Private Equity

Breakball im Tennis-Business: Der Einstieg von Private Equity
Während bei den US Open die Tennisstars im Rampenlicht stehen, verändert sich abseits des Courts die wirtschaftliche Struktur des Sports: Private-Equity-Investoren gewinnen zunehmend Einfluss.
21 August 2025
5 Min
Svea Sturm
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In Kürze

  • Private-Equity-Investoren wie CVC drängen mit Kapital und Strategie in den Tennissport und verändern die Vermarktung sowie Strukturen von Turnieren, Ligen und Spielerorganisationen.
  • Besonders im Fokus: der Ausbau der WTA durch ein 150-Millionen-Dollar-Investment und das geplante Milliardengebot für Turniere wie die Miami Open.
  • Der Sport und die Spieler selbst gewinnen an wirtschaftlicher Macht, durch neue Beteiligungsmodelle, strategische Partnerschaften und wachsende Investorennachfrage.

Flutlicht, Honey Deuce Cocktails, New York City – Ende August trifft sich die Tenniselite bei den US Open zum letzten Grand Slam Turnier des Jahres. Während Carlos Alcaraz, Aryna Sabalenka und Co. im legendären Arthur Ashe Stadium um den Titel kämpfen, vollzieht sich im Hintergrund ein tiefgreifender Wandel. Denn Private-Equity-Investoren drängen mit Kapital, Strategie und kommerziellem Know-how in den Tennissport. Sie verändern nicht nur die Vermarktung großer Turniere, sondern greifen zunehmend in die Strukturen von Spielerorganisationen und Ligen ein.

Strategisches Kapital für die WTA

Den Anfang machte 2023 ein Deal, der auch im Damen-Tennis neue Maßstäbe setzte: Die Women’s Tennis Association (WTA) gründete mit Unterstützung von CVC Capital Partners die Tochtergesellschaft WTA Ventures – inklusive 150 Millionen US-Dollar Kapital im Austausch für 20 Prozent der kommerziellen Rechte. Ziel: ein professioneller Ausbau von Sponsoring, Medienrechten und globaler Vermarktung. Die sportliche Kontrolle verbleibt bei der WTA, doch wirtschaftlich soll die Organisation unabhängiger und profitabler werden.

Besonders bemerkenswert: CVC sieht sich hier nicht nur als Investor, sondern als strategischer, langfristiger Partner mit Erfahrung aus Investments in der Formel 1, MotoGP, Rugby, La Liga, der französischen Fußballliga, Volleyball und IPL-Cricket. Zusätzlich bringt die Private-Equity-Gesellschaft ein internationales Netzwerk aus 25 Büros rund um den Globus ein, das die globale Expansion unterstützen soll. Schwerpunkte der Partnerschaft sind der Ausbau digitaler Plattformen, die Stärkung von Tour- und Spielerinnen-Marken sowie eine Reform des Turnierkalenders, um das Fanerlebnis zu verbessern. Dasambitionierte Ziel: eine Verdreifachung der Einnahmen bis 2029 – unterstützt durch neue Medienverträge wie jenen mit dem Tennis Channel.

Gut zu wissen: Auch Privatanleger können von solchen Entwicklungen profitieren. Zum Beispiel erhalten qualifizierte Investoren durch LIQID die Möglichkeit, in ausgewählte Private-Equity-Fonds von renommierten Managern wie CVC zu investieren.

Milliardenjagd auf Top-Turniere

Doch CVC ist nicht allein. Auch andere Private-Equity-Häuser wie EQT Partners oder Providence Equity buhlen um große Turniere. Im Fokus stehen die Madrid Open und die Miami Open – zwei prestigeträchtige Events außerhalb der Grand Slams.

Auch CVC plant laut Medienberichten ein Gebot von rund 1 Milliarde US-Dollar für die beiden IMG-Tuniere. Solche Summen zeigen, wie stark das wirtschaftliche Potenzial des Tennissports eingeschätzt wird. Hinter den Geboten steht die Hoffnung auf neue Erlösquellen: dynamischere Preisgestaltung, besseres Zuschauererlebnis, globalere Markenführung. Private Equity will Turniere profitabler und professioneller machen – oft nach dem Vorbild von US-Sportligen wie der Basketballliga NBA.

Frauensport im Visier der Investoren

Der Deal mit der WTA zeigt auch: Frauensport ist wirtschaftlich attraktiv geworden. 2024 dürfte der Marktwert des globalen Frauensports erstmals die Marke von 1 Milliarde US-Dollar überschreiten. Ehemalige Superstars wie Serena Williams investieren selbst, Fonds wie CVC bringen strategisches Kapital ein – ein Trend, der auch andere Sportarten erfasst.

Für Tennis bedeutet das: mehr Bühne für Spielerinnen, neue Sponsoren und ein selbstbewussteres Auftreten gegenüber Veranstaltern und Medien.

Mehr Macht für die Spieler

Auch auf Seiten der Profis wächst der Einfluss der Kapitalgeber. Die Professional Tennis Players Association (PTPA), eine unabhängige Spielervertretung rund um Novak Djokovic, kooperiert mit der von Private Equity unterstützten Winners Alliance. Ziel ist es, die wirtschaftlichen Interessen der Spieler zu stärken, etwa durch neue Beteiligungsmodelle, Werbekooperationen oder Lizenzrechte.

Zweistellige Millionenbeträge flossen bereits in diese Strukturen. Für die Aktiven bedeutet das: mehr Mitsprache, mehr Einnahmen, mehr Kontrolle über ihre eigene Marke.

Tennis im Wandel – zwischen Tradition und Transformation

Tennis ist ein Sport mit großer Geschichte und reicher Tradition. Doch selbst diese Bühne bleibt nicht unbeeinflusst vom wirtschaftlichen Strukturwandel. Private Equity bringt Kapital, Professionalität und neue Geschäftsmodelle und stellt bestehende Machtverhältnisse infrage. Turniere werden zur Marke, Spieler zu Unternehmern, Verbände zu Verhandlungspartnern.

Für den Sport kann das große Chancen bedeuten: mehr Reichweite, höhere Budgets, modernere Strukturen. Doch es bleibt die Frage, ob die zunehmende Kommerzialisierung zukünftig auch den Charakter des Spiels verändert. Und ob sich der Sport selbst grundlegenden Veränderungen gegenübersieht. 

Svea Sturm

Investment Analyst, Investment Product und Marketing, LIQID

Svea ist Investment Analystin in der Schnittstelle zwischen den Investment und Marketing Teams. Sie erstellt Marktanalysen über Kapitalmärkte und Private Markets für interne und externe Kommunikation. Dabei fokussiert sie sich vor allem auf die Erstellung von kundenfokussiertem Content.

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