Glossar
10 October 2025
4 Min
Svea Sturm
Zurück zum Glossar

Family Office

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Family Office ist ein spezialisiertes Unternehmen, das sich um die ganzheitliche Verwaltung großer Familienvermögen kümmert, oft über Generationen hinweg.
  • Neben dem Investmentmanagement umfasst der Service strategische Planung, Steuern, Recht, Nachfolge und oft auch Lifestyle-Management.
  • Man unterscheidet zwischen exklusiven Single Family Offices für eine Familie und Multi Family Offices die mehrere Familien betreuen.

Was versteht man unter einem Family Office?

Ein Family Office übernimmt die zentralisierte und integrierte Verwaltung großer Familienvermögen. Es agiert als die persönliche „Schaltzentrale“ für alle finanziellen, rechtlichen und administrativen Angelegenheiten einer hochvermögenden Familie (Ultra-High-Net-Worth Individual, UHNWI). Das primäre Ziel besteht darin, das Vermögen nicht nur zu verwalten und zu vermehren, sondern es strategisch und wertebasiert über mehrere Generationen hinweg zu erhalten und weiterzugeben.

Im Gegensatz zu Banken oder klassischen Vermögensverwaltern verfolgt ein Family Office einen ganzheitlichen Ansatz: Es koordiniert alle Aspekte rund um Finanzen, Recht, Steuern, Nachfolge, Governance und oftmals auch Philanthropie. Damit agiert es als verlängerter Arm der Familie – unabhängig, langfristig orientiert und exakt auf deren individuelle Bedürfnisse zugeschnitten.

Historisch gilt John D. Rockefeller als einer der ersten, der ein solches Office bereits 1882 für seine Familie gründete.

Welche Aufgaben übernimmt ein Family Office?

Der Aufgabenbereich eines Family Office ist umfassend und wird individuell auf die Bedürfnisse der jeweiligen Familie zugeschnitten. Er geht weit über die klassische Vermögensverwaltung hinaus und deckt typischerweise die folgenden Kernbereiche ab:

  • Strategische Vermögensverwaltung: Dies umfasst die Entwicklung einer langfristigen Anlagestrategie, die Verwaltung des Gesamtportfolios sowie den Zugang zu exklusiven Anlageklassen wie Private Equity, Venture Capital oder Direktbeteiligungen an Unternehmen und Immobilien.
  • Vermögens- und Nachfolgeplanung: Ein zentraler Aspekt ist die Planung der Vermögensübertragung auf die nächste Generation (Legacy Planning). Dazu gehören die Strukturierung von Testamenten, die Errichtung von Stiftungen und die steueroptimierte Gestaltung von Schenkungen.
  • Steuerliche und rechtliche Koordination: Das Family Office agiert als Schnittstelle zu externen Steuerberatern und Anwälten, um die Einhaltung aller rechtlichen Vorschriften sicherzustellen und die Steuerlast des Familienvermögens zu optimieren.
  • Risikomanagement und Reporting: Eine kontinuierliche Überwachung aller finanziellen Risiken sowie ein konsolidiertes Reporting über alle Vermögenswerte hinweg schaffen Transparenz und Kontrolle für die Familie.
  • Family Governance: Das Office hilft bei der Etablierung von Regeln und Prozessen für die Familie, um Entscheidungen über das gemeinsame Vermögen zu treffen und Konflikte zu vermeiden. Oft gehört auch die finanzielle Ausbildung der jüngeren Generation (NextGen) zu den Aufgaben.
  • Philanthropie und Impact Investing: Viele Familien nutzen ihr Office, um ihre wohltätigen Aktivitäten zu organisieren und gezielt in Projekte zu investieren, die neben einer finanziellen Rendite auch einen positiven sozialen oder ökologischen Beitrag leisten.
  • Concierge- und Lifestyle-Services: Einige Family Offices bieten zusätzlich administrative Dienstleistungen an, wie die Verwaltung von Immobilien und Kunstsammlungen, die Organisation von Reisen oder die Koordination von Personal.

Die verschiedenen Typen von Family Offices

Family Offices lassen sich hauptsächlich in zwei Modelle unterteilen, die sich in Bezug auf Kosten, Kontrolle und Exklusivität unterscheiden.

Single-Family-Office (SFO)

Das Single-Family Office ist die exklusivste und teuerste Form. Es wird von einer einzigen Familie gegründet und unterhalten, um ausschließlich deren Vermögen zu verwalten. Ein SFO bietet ein Höchstmaß an Kontrolle, Privatsphäre und individueller Anpassung, da das gesamte Personal direkt von der Familie beschäftigt wird.

Aufgrund der hohen Fixkosten ist die Gründung eines SFO in der Regel erst ab einem investierbaren Vermögen zwischen 100 und 250 Millionen Euro wirtschaftlich sinnvoll. Die jährlichen Betriebskosten belaufen sich typischerweise auf 0,5 bis 1,5 Prozent des verwalteten Vermögens (Assets Under Management, AUM), oft mit einem Minimum von ein bis zwei Millionen Euro pro Jahr.

Multi-Family-Office (MFO)

Ein Multi-Family Office ist eine unabhängige Organisation, die die Dienstleistungen eines Family Office für mehrere vermögende Familien anbietet. Durch die Bündelung der Bedürfnisse können MFOs Skaleneffekte nutzen und die operativen Kosten auf mehrere Schultern verteilen. Dies macht ihre Dienstleistungen für Familien mit einem Vermögen zugänglich, für das sich ein eigenes SFO noch nicht lohnt. Klienten profitieren von einem breiten Spektrum an Expertise und dem Zugang zu institutionellen Anlagemöglichkeiten.

Kriterium Single-Family-Office Multi-Family-Office
Mandantenzahl 1 Familie Mehrere Familien
Beteiligungsumfang & Kontrolle Starker Einfluss auf Management und Strategie Beratende Rolle, Unterstützung ohne Mehrheitskontrolle
Kontrolle & Individualität Sehr hoch Hoch, aber standardisierter
Zugang zu Private Markets Ja Ja
Kosten Hoch (ab ca. 1–2 Millionen Euro p. a.) Geringer, abhängig vom Modell
Vermögensschwelle Ab ca. 100–250 Millionen Euro investierbar Ab ca. 5–20 Millionen Euro, je nach Anbieter

Wie investiert ein typisches Family Office?

Die Investmentphilosophie eines Family Office ist langfristig, strategisch und breit diversifiziert. Der Fokus liegt dabei nicht auf kurzfristiger Performance, sondern auf dem Erhalt und dem gezielten Ausbau des Vermögens über Generationen hinweg. Family Offices investieren antizyklisch, unabhängig von Markttrends und häufig mit einem hohen Anteil an illiquiden, aber renditestarken Anlageklassen.

Einblicke in diese Strategien liefert unter anderem der jährlich erscheinende UBS Global Family Office Report, der als eine der umfassendsten Studien zur Allokationspraxis weltweit agierender Family Offices gilt. Die UBS analysiert darin u. a. Portfolioaufteilungen, Risikobereitschaft und Investitionstrends von Hunderten Family Offices mit einem durchschnittlichen verwalteten Vermögen von mehreren hundert Millionen US-Dollar.

Basierend auf diesen und weiteren Daten ergibt sich für viele Family Offices eine typische Portfolioallokation wie folgt:

Quelle: UBS Global Family Office Report 2025. ¹ Private Equity umfasst Buyout- und Venture-Capital-Fonds. ² Die Abkürzung HY/EM steht für Hochzins-und Schwellenländeranleihen.

Private Markets, insbesondere Private Equity, nehmen dabei eine immer zentralere Rolle ein. Laut UBS-Report liegt der durchschnittliche Anteil an alternativen Anlagen inzwischen bei über 40 Prozent was den langfristigen Planungshorizont vieler Family Offices unterstreicht.

Für Anleger, die sich eine ähnlich strategische und ganzheitliche Perspektive wie ein Family Office wünschen, ist ein Austausch mit unabhängigen Experten essenziell. Unsere Betreuer unterstützen Sie in einem persönlichen Gespräch, Ihr Vermögen strukturiert, diversifiziert und langfristig aufzustellen – mit dem Anspruch institutioneller Standards. Vereinbaren Sie jetzt ein unverbindliches Gespräch.

Vor- und Nachteile eines Family Office

Die Entscheidung für oder gegen ein Family Office hängt von einer sorgfältigen Abwägung der spezifischen Vor- und Nachteile ab.

Vorteile

  • Zentralisierte Kontrolle und Individualität: Alle finanziellen Angelegenheiten werden aus einer Hand gesteuert, mit Strategien, die exakt auf die Ziele und Werte der Familie zugeschnitten sind.
  • Interessenkongruenz: Da das Office der Familie gehört, gibt es keine Interessenkonflikte, wie sie bei produktgetriebenen Bankberatungen auftreten können.
  • Höchste Diskretion: Ein SFO bietet maximale Privatsphäre und Vertraulichkeit über die finanziellen Aktivitäten der Familie.
  • Kosteneffizienz bei großem Vermögen: Ab einer bestimmten Größe können die Gesamtkosten eines SFO geringer sein als die Summe der Gebühren für mehrere externe Manager.
  • Generationenübergreifende Planung: Es erleichtert die strukturierte Nachfolgeplanung und die Weitergabe von Werten an die nächste Generation.

Nachteile

  • Hohe Betriebskosten: Die Einrichtung und der Unterhalt eines SFO sind sehr teuer und nur für extrem hohe Vermögen rentabel.
  • Management-Komplexität: Der Aufbau erfordert erheblichen Aufwand für Governance-Strukturen, die Rekrutierung von qualifiziertem Personal und das operative Management.
  • Talent-Akquise: Es kann eine Herausforderung sein, Top-Experten zu gewinnen und zu halten, die möglicherweise größere Finanzinstitute bevorzugen.
  • Gefahr der Isolation: Ein kleines, festes Team kann zu einer eingeschränkten Perspektive führen und breitere Markttrends übersehen.
  • Schlüsselpersonenrisiko: Eine starke Abhängigkeit von wenigen Führungskräften birgt ein erhebliches Risiko bei deren Ausfall oder Weggang.

Ab wann lohnt sich ein Family Office?

Die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt für ein Family Office ist entscheidend. Wie bereits erwähnt, gilt für die Gründung eines Single-Family Office eine Untergrenze von etwa 100 bis 250 Millionen Euro an investierbarem Vermögen, damit die hohen Betriebskosten in einem angemessenen Verhältnis zum verwalteten Kapital stehen.

Für Multi-Family Offices sind die Einstiegshürden niedriger, variieren jedoch je nach Anbieter. In der Regel werden Vermögen im zweistelligen Millionenbereich erwartet. Das 

Für die große Mehrheit vermögender Privatpersonen, deren Vermögen unterhalb dieser Schwellen liegt, stellt eine Vermögensverwaltung eine weitaus praktischere und kosteneffizientere Alternative dar. Diese bieten ebenfalls Zugang zu professionellen Anlagestrategien und einer ganzheitlichen Beratung, ohne den administrativen Aufwand eines eigenen Family Office. 

LIQIDs Ansatz reflektiert die Anlage­philosophie der besten Family Offices

Auch ohne eigenes Family Office können vermögende Privatpersonen von denselben Prinzipien profitieren: Langfristige Perspektive, breite Diversifikation, Zugang zu Private Markets und ein klar strukturierter Investmentprozess.

LIQID orientiert sich in seiner Anlagestrategie an den bewährten Modellen führender Family Offices. Das bedeutet: ein ausgewogenes, global diversifiziertes Portfolio – ergänzt um exklusive Anlageklassen wie Private Equity, Venture Capital oder Infrastruktur – in einem digitalen, kosteneffizienten Setup.

Unser Ziel ist es, anspruchsvollen Anlegern ein institutionelles Niveau in der Vermögensverwaltung zugänglich zu machen – individuell, transparent und ohne Interessenskonflikte.

Fazit: Ein ganzheitlicher Ansatz für komplexe Vermögen

Ein Family Office ist mehr als ein Vermögensverwalter. Es ist die strategische Schaltzentrale für komplexe Vermögen. Wer die nötige Größe erreicht, profitiert von umfassender Kontrolle, hoher Individualisierung und langfristiger Perspektive. Doch auch Familien mit kleinerem Vermögen können von den Prinzipien eines Family Offices profitieren – etwa über ein Multi Family Office oder durch eine gut strukturierte, ganzheitliche Vermögensverwaltung.

Svea Sturm

Investment Analyst, Investment Product und Marketing, LIQID

Svea ist Investment Analystin in der Schnittstelle zwischen den Investment und Marketing Teams. Sie erstellt Marktanalysen über Kapitalmärkte und Private Markets für interne und externe Kommunikation. Dabei fokussiert sie sich vor allem auf die Erstellung von kundenfokussiertem Content.

Inhaltsverzeichnis