Family-Office-Report: Das Smart Money investiert trotz Turbulenzen

Family Offices gelten als das Smart Money in der Finanzwelt: Sie verwalten die Vermögen besonders wohlhabender Familien – und investieren mit einem klaren, langfristigen Plan. Der aktuelle UBS-Report zeigt, wie diese Anlegergruppe auf geopolitische Spannungen, Marktvolatilität und technologische Umbrüche reagiert. Was zeichnet ihre Strategien aus? Und was können Privatanleger daraus ableiten?
Vermögen erhalten über Jahrzehnte
Schon zum Jahreswechsel 2024/2025, also noch vor der Zuspitzung geopolitischer Spannungen und der starken Marktkorrektur im April, zeigten sich Family Offices in ihrer strategischen Ausrichtung bemerkenswert ruhig. Unabhängig von kurzfristigen Turbulenzen bleibt das oberste Ziel klar: Vermögen über Generationen zu bewahren. Entsprechend setzen sie auf langfristige, robuste Allokationen, die darauf ausgelegt sind, auch in volatilen Marktphasen Bestand zu haben.

Besonders auffällig: Während der Anteil alternativer Anlagen (Private Equity, Private Debt, Immobilien etc.) mit 44 Prozent (+2 Prozentpunkte) stabil bleibt, verlagern viele Family Offices ihr Kapital innerhalb der Anlageklassen. Bei Aktien setzen Family Officer beispielsweise verstärkt auf entwickelte Märkte, insbesondere mit Fokus auf strukturelles Wachstum durch Künstliche Intelligenz (KI), Gesundheitswesen und Energietechnologien.
Investitionsquoten steigen trotz Turbulenzen
Insgesamt fuhren die Family Offices ihre Investitionen weiter hoch. Die Cash-Quoten sanken von durchschnittlich 10 Prozent im Jahr 2023 auf 8 Prozent im Jahr 2024. Viele Family Offices planen, ihre Cash-Bestände 2025 weiter auf rund 6 Prozent abzubauen. Der Grund: In einem Umfeld sinkender Leitzinsen in den USA und Europa sinkt die Attraktivität von Liquiditätsreserven. Gleichzeitig dient Cash zunehmend als „Finanzierungsquelle“ für strategisch attraktivere Anlageklassen wie entwickelte Aktienmärkte und Private Debt.
Private Debt erfährt dabei eine besonders dynamische Entwicklung. Der Anteil hat sich im Vergleich zum Vorjahr auf 4 Prozent verdoppelt. Haupttreiber sind der Renditeaufschlag gegenüber öffentlichen Anleihemärkten („extra yield“) sowie der Diversifikationseffekt. Private Debt reagiert weniger sensibel auf Marktschwankungen und bietet eine attraktive Ergänzung im aktuellen Zinsumfeld illiquider Anlagen.

Der Rückzug der US-Familien aus der Welt
Ein interessanter Trend: Amerikanische Family Offices zeigen einen historisch hohen Home Bias. 86 Prozent ihrer Vermögenswerte sind in Nordamerika investiert. Dieser Rückzug aus den internationalen Märkten ist nicht nur Ausdruck geopolitischer Vorsicht, sondern auch Folge einer wachsenden Skepsis gegenüber regulatorischen Unsicherheiten und Währungsrisiken im Ausland. Besonders in der Anleihenstrategie zeigt sich das deutlich. US-Familien reduzieren ausländische Rentenpapiere zugunsten von US-Treasuries und Investment-Grade-Unternehmensanleihen, die als sicher, liquide und aktuell attraktiv verzinst gelten.
Lateinamerikanische Family Offices halten dagegen an einem vergleichsweise hohen Anleihenanteil (31 Prozent) mit lokalem Fokus zur Stabilisierung der Portfolios fest. Im Gegensatz dazu setzen ihre Pendants aus dem Mittleren Osten und Europa verstärkt auf alternative Anlagen (50 bzw. 49 Prozent) wie Private Equity und Immobilien. Dabei verfolgen sie einen langfristigen Anlagehorizont – mit dem Ziel, weniger von der Volatilität öffentlicher Märkte abhängig zu sein.
Nachhaltigkeit: Von der Pflicht zur Chance
Ein Paradigmenwechsel findet im Bereich Nachhaltigkeit und Impact Investing statt: Immer mehr Family Offices sehen darin nicht nur eine Risikominimierung, sondern eine echte Investmentchance. Besonders gefragt sind Bereiche wie HealthTech, CleanTech und Education – letztere oft im Rahmen philanthropischer Aktivitäten. Trotzdem bleibt die Messung von Wirkung und Transparenz eine Herausforderung.
Technologietrends: Zwischen Neugier und Vorsicht
Eine weitere Erkenntnis der Studie: Zukunftsthemen wie generative KI, Dekarbonisierung und Elektromobilität rücken auch in diesem Anlegersegment in den Fokus. Der Kenntnisstand variiert stark und besonders bei Themen wie Blockchain oder Quantum Computing besteht ein großer Aufholbedarf. Investiert wird in diesen Bereichen gleichermaßen über öffentliche wie über private Märkte.
Die bevorzugten Sektoren für KI-Investments sind Banken, die Pharmaindustrie und professionelle Dienstleistungen. Parallel dazu nutzen Family Offices KI zunehmend operativ, etwa zur Automatisierung von Reporting oder Textanalysen. Der wichtigste technologische Trend unserer Zeit macht also auch vor der Verwaltung großer Vermögen nicht halt.
Aktiv oder passiv? Beides – aber mit Qualitätsanspruch
Auch wenn passive Investments nach wie vor eine Rolle spielen, dominieren aktiv gemanagte Strategien, insbesondere bei Aktien. 64 Prozent der Equity-Allokationen werden aktiv verwaltet. Sie zielen darauf ab, Alpha zu generieren, also eine Mehrrendite im Vergleich zum Markt, und Marktphasen gezielt taktisch zu nutzen.
Was Anleger lernen können
Die umfassende Untersuchung der UBS zeigt, dass das Smart Money trotz multipler Krisen seinem Prinzip treu bleibt: Vermögen sichern, Chancen nutzen. Family Offices sind nicht nur investiert, sie weiten ihr Engagement sogar zusätzlich aus. Dies gelingt mit Disziplin, Diversifikation, langfristigem Denken und Offenheit für Innovation. Darin steckt auch die wichtigste Lektion für Privatanleger: Wer wirklich langfristig erfolgreich investieren möchte, sollte kurzfristige Entwicklungen ausblenden und stets das große Ganze im Blick behalten.
Gut zu wissen: Das Smart Money denkt langfristig, agiert taktisch – und bleibt auch in Krisen investiert. Erfahren Sie, wie Sie diese Herangehensweise auch für Ihre Geldanlage umsetzen können – dank der LIQID Smart Money Portfolios.