„Liberation Day“: Trumps Zölle und ihre Folgen für Märkte, Wirtschaft und Portfolios

Wirtschaftspolitischer Paukenschlag: Die USA setzen neue Zölle durch – mit Folgen für Märkte und Investoren.
05 April 2025
6 Minuten
Dr. Martin Meuter

Am vergangenen Mittwoch hat US-Präsident Donald Trump umfassende Importzölle angekündigt. In einem drastischen Kurswechsel in der US-Handelspolitik wurde ein pauschaler Importzoll von 10 % eingeführt. Deutlich höhere Zölle gelten für einzelne Handelspartner: China (34 %), Japan (24 %), die EU (20 %) und Vietnam (46 %). Hinzu kommt ein Sofortzoll von 25 % auf Fahrzeugimporte.

Diese Maßnahmen markieren eine erhebliche Eskalation im globalen Handelskonflikt. China kündigte bereits gestern Vergeltungszölle von 34 % auf Importe aus den USA an. Andere große Handelspartner wie die EU und Japan behielten sich proportionale Gegenmaßnahmen vor.

Massive Kritik

Fachleute äußern massive Kritik. Der Economist bezeichnet die wirtschaftliche Logik der Zölle und ihre Berechnung als fragwürdig: „Die Zölle beruhen auf einem grundlegenden Missverständnis, nämlich dass Handelsdefizite automatisch schlecht seien. Tatsächlich drohen sie, die Wettbewerbsfähigkeit der amerikanischen Industrie nachhaltig zu untergraben.” Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts, spricht vom „größten Angriff auf den Freihandel seit dem Zweiten Weltkrieg“. Auch das Investment Committee der LGT stuft die Maßnahmen als schwerwiegend ein: „Das Ausmaß der angekündigten Zölle übertrifft die meisten Erwartungen. Der durchschnittliche effektive US-Importzollsatz wird voraussichtlich höher als 20 % sein, gegenüber 2,3 % im letzten Jahr.” 

Im Folgenden geben wir Ihnen einen Überblick über die Lage am gestrigen Freitagabend und ordnen die Ereignisse sowie deren mögliche Auswirkungen auf Ihr LIQID Portfolio ein.

Heftige Marktreaktionen

Die Ankündigung schlug sich unmittelbar in den Märkten nieder – hier aus Sicht eines Euro-Anlegers:

  • Aktienmärkte: Der S&P 500 fiel Donnerstag und Freitag insgesamt um 11,5 %, der Nasdaq sogar um 12,1 %. Besonders betroffen: Unternehmen mit globalen Lieferketten wie Apple (–16,7 %), Amazon (–13,7 %), Meta (–14,5 %) oder Nike (–12,8 %). Auch europäische Indizes gerieten unter Druck – der DAX verlor 7,8 %, der französische CAC 40 7,4 %, der britische FTSE 100 8,0 %.
  • Anleihen: Anleger flüchteten in sichere Staatsanleihen. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen fiel zeitweise unter 3,9 % und lag zum Wochenschluss bei 4,0 %. Ähnliche Bewegungen zeigten sich in Deutschland, Großbritannien, Japan und Australien.
  • Währungen: Der US-Dollar verlor Donnerstag und Freitag insgesamt 1,0 % gegenüber einem Währungskorb. Der japanische Yen und der Schweizer Franken legten als sichere Häfen deutlich zu.
  • Gold: Seit der Ankündigung der Importzölle stieg der Goldpreis zunächst auf ein Rekordhoch, gab jedoch am Folgetag infolge von Gewinnmitnahmen und zunehmender Klarheit über die Zölle wieder etwas nach.

Diese Reaktionen erinnern an die Turbulenzen der globalen Finanzkrise von 2008 oder an die Reaktionen der Märkte zu Beginn der Pandemie 2020. Vor allem global aktive Unternehmen geraten unter Druck – ein klares Zeichen für das Misstrauen der Märkte gegenüber wachsendem Protektionismus und möglichen Handelskonflikten. Eine Krise vom Ausmaß des Jahres 2008 ist derzeit aber nicht zu befürchten, und auch nach dem Corona-Crash erholten sich die globalen Aktienmärkte relativ schnell.

Wirtschaft unter Druck

Die US-Zölle erhöhen weltweit die Risiken für eine wirtschaftliche Abschwächung. Ihr tatsächliches Ausmaß hängt jedoch stark davon ab, ob es in den kommenden Wochen zu weiteren Eskalationen oder aber zu diplomatischen Kompromissen kommt:

  • Weltwirtschaft: Das Investment Committee der LGT hat sein Negativszenario zum neuen Basisszenario erklärt – mit reduziertem Wachstum, höherer Inflation und einem globalen Rezessionsrisiko von 40 %. Ähnliche Einschätzungen teilen JPMorgan und der IWF.
  • Europa: Europa dürfte besonders unter der Kombination aus globaler Wachstumsabschwächung und verstärktem Wettbewerbsdruck leiden – denn Chinas Exportüberkapazität könnte in Zukunft vermehrt auf den europäischen Markt drängen.
  • Deutschland: Neben direkten Zöllen (20 %) stellen die indirekten Effekte eine Herausforderung dar. Die Deutsche Bank rechnet mit Stagnation oder gar einer technischen Rezession.

Ihr LIQID Portfolio

Auch die LIQID Global und Global Future Portfolios blieben von den Marktverwerfungen nicht unberührt.  Während niedrigere Risikoklassen seit Jahresbeginn noch leicht im Plus liegen, haben höhere Risikoklassen an Wert verloren. Unsere passiven Strategien bilden globale Märkte effizient ab – inklusive kurzfristiger Schwankungen. Jedoch wirkt ihre breite Diversifikation über Länder, Branchen und Anlageklassen stabilisierend. Hochwertige Staats- und Unternehmensanleihen, Gold, Rohstoffe und Liquidität sorgen für zusätzliche Sicherheit. In der Vergangenheit haben sich die Portfolios nach einem Einbruch stets robust erholt.

Empfehlung: Wenn Sie keinen kurzfristigen Finanzbedarf haben, halten Sie an Ihrer langfristigen Strategie fest. Diese ist dafür ausgelegt, unruhige Marktphasen zu überstehen und langfristig vom globalen Wachstum zu profitieren. Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren persönlichen Ansprechpartner, der Ihnen gerne weiterhilft.

Wenn Sie sich in unsicheren Zeiten zusätzliche Stabilität wünschen, könnte eine Beimischung von Private Equity – beispielsweise durch ein Upgrade in unsere Smart Money Portfolios – sinnvoll sein. Denn das hat sich historisch oft als stabilisierender Faktor für das Portfolio erwiesen. Wenn Sie möchten, dass Ihr Portfolio aktiv auf Marktentwicklungen reagiert, könnten unsere LIQID Select Portfolios eine Option sein. Diese werden fortlaufend von der LGT gesteuert – und passen sich flexibel auf veränderte Umstände an. Auch hierzu berät Sie Ihr Ansprechpartner gerne. Einen Ausstieg aus dem Kapitalmarkt zugunsten von Liquidität empfehlen wir nicht – denn das würde aus Buchverlusten echte Verluste machen und bedeuten, dass Sie eine zukünftige Erholung womöglich verpassen. Hinzu kommen die gestiegenen Inflationsrisiken, die den realen Wert von liquiden Mitteln stetig mindern.

Fazit

Wir beobachten die aktuellen Entwicklungen sehr aufmerksam und handeln mit der gebotenen Sorgfalt. Gerade in Phasen geopolitischer und wirtschaftlicher Unsicherheit bewährt sich eine klare, langfristige Anlagestrategie – egal, ob passiv oder aktiv gemanagt. 

Unsere detaillierte Einschätzung zur aktuellen Lage erfahren Sie in unserem Webinar mit Jürgen Lukasser, Deputy Chief Investment Officer der LGT, am kommenden Mittwoch, den 9. April, um 19.00 Uhr. Wie immer freuen wir uns auf Ihre Teilnahme und Fragen – die Einladung erhalten Sie in Kürze.
Dr. Martin Meuter

Head of Portfolio Management, LIQID

Als Head of Portfolio Management verantwortet Martin zusammen mit dem Asset-Management-Team von LIQID und den Experten der LGT Bank die strategische Allokation und Steuerung unserer Anlagestrategien im Wealth Management. Martin ist insbesondere für quantitative Kapitalmarktanalysen zuständig und hält unsere Kunden außerdem über die Entwicklung ihrer Portfolios informiert.

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