Aktives Management

Taktische Positionierung: Kreditrisiken werden reduziert

LIQID Smart Letter

November 2023

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Attraktivität von Aktien hat im letzten Monat gelitten. Bedingt durch höhere Anleihenrenditen haben globale Aktien seit Ende Juli um rund 10 Prozent korrigiert.
  • Wir reduzieren das Übergewicht von Unternehmensanleihen guter bis sehr guter Bonität auf ein neutrales Gewicht. Ein leichtes Übergewicht halten wir weiterhin in Staatsanleihen.
  • Die frei gewordene Liquidität halten wir taktisch vor. Eine erhöhte Liquiditätsquote bietet einen widerstandsfähigeren Schutz gegen potenzielle Marktvolatilität.

Die Weltwirtschaft schwächelt weiterhin, und setzt damit ihre merkliche Abkühlung seit der Jahresmitte fort. Immerhin erwies sich der Privatkonsum in den USA zuletzt als erfreulich robust und die Regionen Asien und Europa erholten sich etwas von der schwachen Wachstumsdynamik seit dem Frühsommer.

Der Gegenwind der restriktiven Geldpolitik in entwickelten Volkswirtschaften wirkt weiterhin wie ein Bremsklotz auf quasi alle Bereiche wirtschaftlicher Aktivität. Vor diesem Hintergrund erwarten wir im Schlussquartal dieses Jahres und im ersten Quartal 2024 nur sehr magere Wachstumsraten.

Die Entwicklung der Renditen von Staatsanleihen beeinflusst weiterhin die Performance risikobehafteter Anlagen wie Aktien. Die Korrelation zwischen steigenden Anleihenrenditen und Aktien ist nach wie vor stark negativ. Wir gehen jedoch nicht davon aus, dass die Renditen noch wesentlich weiter steigen werden. Sie haben bereits zu einer deutlichen Verschärfung der finanziellen Bedingungen beigetragen.

Angesichts der sich abschwächenden Konjunktur ziehen wir es vor, sichere Renditen mit Barmitteln zu erzielen und reduzieren unsere Position in Investment-Grade-Anleihen von „Übergewichten“ auf „Neutral“. Uns gefällt auch das asymmetrische Renditeprofil, das insbesondere Staatsanleihen allmählich bieten. Das bedeutet, dass wir bei einem potenziellen Rückgang der Zinssätze viel mehr profitieren, als wir bei einem entsprechenden Anstieg der Zinssätze verlieren.

Abb. 1: Anlageaufteilung LIQID Select 50 

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Quelle: LIQID. Die Abbildung zeigt die Aufteilung eines ausgewogenen LIQID-Select-50-Portfolios zum 31. Oktober 2023. Auf Ebene der Anlageklassen gehen wir ein leichtes Untergewicht bei Anleihen zugunsten von Liquidität ein. Hochzinsanleihen sind derzeit nicht alloziert.

 

Abb. 2: Strategische Anlageaufteilung

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Quelle: LIQID. Die Aufteilung zeigt die langfristige strategische Asset Allokation (SAA). Auf Ebene der Aktienallokation sind wir neutral positioniert, während wir Anleihen leicht unter- und Liquidität entsprechend übergewichten.

Taktische Positionierung

Das Investment-Komitee hat beschlossen, den Anteil der Anleihen im Investment-Grade-Segment gegenüber den Barbeständen leicht zu reduzieren. Ausschlaggebend für diesen Entscheid waren die folgenden Gründe:

  • Die Risikoaufschläge für Unternehmensanleihen haben sich in den letzten Jahren deutlich eingeengt. Das Segment erscheint uns damit fair bewertet.
  • Dies hat zur Folge, dass die derzeitige, bereits hohe Bewertung an Attraktivität eingebüßt hat.
  • Daher erscheint ein strategischer Schritt zum Abbau von Investment-Grade-Anleihen zugunsten einer erhöhten Cash-Position in einem ausgewogenen Portfolio gerechtfertigt.
  • Barmittel bieten einen widerstandsfähigeren Schutz gegen potenzielle Marktvolatilität.
  • Der Aufbau von Barmitteln ermöglicht es uns, im Falle von Marktrückschlägen oder veränderten Markteinschätzungen opportunistisch Positionen einzugehen.

Aktien: Neutrale Allokation

In den vergangenen drei Monaten kamen die Aktienmärkte unter Druck. Vor allem US-Aktien werden mit einem hohen Maß an Nachlässigkeit gehandelt, da der Marktkonsens von einer „sanften Landung“ der amerikanischen Wirtschaft und längerfristig höheren Leitzinsen ausgeht. Die Verschärfung der globalen Finanzierungsbedingungen in Verbindung mit den höheren Ölpreisen dürfte einerseits die Stimmung gegenüber dem globalen Wachstumszyklus belasten, andererseits bringt sie Anleger und die Zentralbanken in eine schwierige Lage.

Wir sehen den jüngsten Anstieg der Staatsanleihenzinsen als die wichtigste Gravitationskraft, die eine Bewertungskorrektur im Weltaktienindex (MSCI ACWI) um nahezu 10 Prozent ausgelöst hat. Während sich das Rendite-Risiko-Verhältnis infolge der gesunkenen Bewertungen marginal verbessert hat, halten wir an einer neutralen Einschätzung für Aktien fest. 

Anleihen: Rezessionsrisiken nicht angemessen bepreist

Aufgrund des fortschreitenden Konjunkturzyklus und einer weniger positiven Dynamik bei den Verschuldungszahlen der Unternehmen ist die Wahrscheinlichkeit einer Ausweitung der Risikoaufschläge von Anleihen gestiegen. Aus diesem Grund reduzieren wir unsere Positionen in Investment-Grade-Anleihen und stufen das Segment insgesamt auf „Neutral“ herab. Innerhalb dieses Bereichs bevorzugen wir jedoch weiterhin Anleihen mit kürzerer Laufzeit, da diese im Allgemeinen ein geringeres Kreditrisiko aufweisen. Weiterhin „Übergewichtet“ bleiben wir im Bereich der Staatsanleihen, wo wir eine leicht über der Benchmark liegende Duration eingehen.

Gold bleibt seit dem Ausbruch des Nahostkonflikts gefragt. Wir halten den Seitwärtstrend, der sich seit dem Höchststand im Mai bei etwa 2.050 US-Dollar pro Unze entwickelt hat, für intakt, sollte der Krieg zwischen Israel und der Hamas nicht weiter eskalieren. Allerdings behauptet sich Gold angesichts höherer Realrenditen und eines stabilen US-Dollar weitgehend. Darüber hinaus sind verschiedene Faktoren, die bisher Anlass zur Besorgnis gegeben haben, wie etwa die US-Schuldenobergrenze, Stress bei Regionalbanken oder Bonitätsherabstufung von Staaten, jüngst etwas in den Hintergrund getreten.

Abb. 4: Taktische Positionierung am Beispiel von LIQID Select 50

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Quelle: LIQID. Stand: 31. Oktober 2023.

Was heißt das für LIQID Select?

Die beschriebenen Anpassungen haben wir zum Monatswechsel in den Select-Portfolios umgesetzt. Investment-Grade-Anleihen wurden mit dieser Entscheidung von „Übergewichten“ auf „Neutral“ herabgestuft. Zusammen mit dem „Untergewichten“ von Hochzinsinstrumenten werden Anleihen insgesamt leicht untergewichtet. Die Cash-Quote wird hingegen auf „Übergewichten“ erhöht. Aktien bleiben auf „Neutral“.