IPO (Börsengang)
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Börsengang ist der erstmalige Verkauf von Unternehmensanteilen an der Börse, wodurch ein privates Unternehmen zu einem öffentlichen wird.
- Das Hauptziel eines IPOs ist die Beschaffung von Kapital für Wachstum und die Schaffung von Liquidität für Gründer und frühe Investoren.
- Der Prozess ist komplex und wird von Investmentbanken begleitet, die unter anderem den Wertpapierprospekt erstellen und den Emissionspreis festlegen.
Definition
Ein Börsengang, international als Initial Public Offering (IPO) bezeichnet, ist der Prozess, bei dem ein privates Unternehmen erstmals Aktien an die Öffentlichkeit ausgibt und diese an einer Börse zum Handel anbietet. Durch diesen Schritt wandelt sich das Unternehmen von einer privat gehaltenen in eine börsennotierte, öffentliche Aktiengesellschaft. Dieser Vorgang wird auch als „Going Public“ bezeichnet.
Die Hauptmotivation für einen Börsengang ist in der Regel die Kapitalbeschaffung. Die Einnahmen aus dem Verkauf der neu ausgegebenen Aktien (Primary Offering) fließen direkt in das Unternehmen und können für Expansion, Forschung und Entwicklung oder die Tilgung von Schulden verwendet werden. Gleichzeitig bietet ein IPO Gründern, Mitarbeitern und frühen Investoren die Möglichkeit, ihre Anteile zu veräußern und Gewinne zu realisieren (Secondary Offering).
Wie funktioniert ein Börsengang?
Der Weg an die Börse ist ein strukturierter und regulierter Prozess, der mehrere Monate in Anspruch nimmt und von spezialisierten Investmentbanken, den sogenannten Konsortialführern oder Underwritern, begleitet wird. Diese beraten das Unternehmen, bewerten dessen Wert und vermarkten die Aktien bei potenziellen Investoren.
Die zentralen Schritte umfassen:
- Auswahl der Konsortialbanken: Das Unternehmen wählt eine oder mehrere Investmentbanken aus, die den gesamten Prozess steuern.
- Due Diligence und Prospekterstellung: Es erfolgt eine tiefgehende Prüfung des Unternehmens. Alle relevanten Informationen über das Geschäftsmodell, die Finanzen und die Risiken werden in einem gesetzlich vorgeschriebenen Wertpapierprospekt zusammengefasst.
- Bookbuilding-Verfahren: Die Banken präsentieren das Unternehmen bei institutionellen Investoren (z. B. Fondsgesellschaften, Versicherungen), um die Nachfrage zu ermitteln und eine Preisspanne für die Aktie festzulegen.
- Preisfestsetzung und Zuteilung: Auf Basis der Nachfrage wird der endgültige Emissionspreis (Offer Price) bestimmt, zu dem die Aktien an die Investoren verkauft werden. Anschließend erfolgt der erste Handelstag an der Börse.
Vorteile und Nachteile eines Börsengangs
Ein IPO ist ein strategischer Meilenstein, der sowohl erhebliche Chancen als auch neue Verpflichtungen mit sich bringt.
Bekannte IPOs
In der Geschichte der Kapitalmärkte gab es zahlreiche Börsengänge, die besondere Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben – sei es aufgrund ihrer Größe, ihres Einflusses oder ihrer Bedeutung für eine ganze Branche.
Zu den bekanntesten zählt der IPO von Alibaba im Jahr 2014, der mit einem Emissionsvolumen von über 20 Milliarden US‑Dollar zu den größten Börsengängen aller Zeiten wurde und den chinesischen E‑Commerce-Riesen schlagartig ins Zentrum globaler Anleger rückte. Auch der Börsengang von Facebook (heute Meta) im Jahr 2012 gilt als Meilenstein der Tech-Industrie. Trotz anfänglicher technischer Probleme beim Handelsstart entwickelte sich das Unternehmen zu einem der wertvollsten Konzerne der Welt.
Ebenso sorgten die IPOs von Google (2004), Tesla (2010) oder Spotify (2018, im Rahmen eines Direct Listings) für großes Anlegerinteresse. Jedes dieser Unternehmen nutzte den Kapitalmarktzugang, um sein Wachstum deutlich zu beschleunigen und neue Märkte zu erschließen.
In jüngerer Zeit richtet sich die Aufmerksamkeit der Finanzmärkte verstärkt auf Start-ups im Bereich Künstliche Intelligenz (KI). Unternehmen wie Databricks, Anthropic oder auch OpenAI stehen im Fokus, wenn es um potenzielle Börsengänge geht. Sie haben in privaten Finanzierungsrunden zum Teil bereits Milliardenbewertungen erreicht – getragen von führenden Venture-Capital-Gesellschaften, die früh auf deren disruptives Potenzial gesetzt haben. Anleger erhoffen sich durch einen IPO die Möglichkeit, an der Wertentwicklung dieser innovativen KI-Unternehmen teilzuhaben und von einem technologischen Umbruch zu profitieren, der viele Branchen grundlegend verändern könnte.
Was bedeutet eine Haltefrist (Lock-up Period)?
Eine Haltefrist, auch Lock-up Period genannt, ist eine vertraglich festgelegte Zeitspanne nach dem Börsengang, in der Insider – wie Gründer, Management und frühe Investoren – ihre Aktien nicht verkaufen dürfen. Diese Frist dauert typischerweise 90 bis 180 Tage.
Der Zweck der Haltefrist besteht darin, den Aktienkurs nach dem IPO zu stabilisieren. Sie verhindert, dass unmittelbar nach dem Börsengang eine große Menge an Aktien auf den Markt kommt, was zu einem starken Kursverfall führen könnte. Das Auslaufen der Lock-up Period kann daher zu erhöhter Volatilität führen, da Insider nun die Möglichkeit haben, ihre Anteile zu verkaufen.
Zusammenfassung
Ein Börsengang ist mehr als nur ein Finanzierungsakt; er ist eine tiefgreifende Transformation für ein Unternehmen. Er eröffnet den Zugang zu den öffentlichen Kapitalmärkten und bietet enorme Wachstumschancen. Gleichzeitig geht er mit erhöhter Transparenz, strengen regulatorischen Anforderungen und dem Druck einher, die Erwartungen einer breiten Aktionärsbasis zu erfüllen. Für Investoren bietet ein IPO die Chance, frühzeitig an der Entwicklung eines Unternehmens teilzuhaben, was jedoch mit einer hohen Unsicherheit und Volatilität verbunden ist.
*LIQID Venture PRO ist nur für Anleger, die mindestens 200.000 Euro investieren können und die gesetzlichen Anforderungen in Bezug auf Sachverstand, Erfahrung und Kenntnisse erfüllen, geeignet. Kapitalanlagen bergen Risiken. Bitte beachten Sie unsere Risikohinweise.
