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Volatilität

Das Wichtigste in Kürze

  • Volatilität ist eine statistische Kennzahl, die die Intensität der Kursschwankungen einer Geldanlage über einen bestimmten Zeitraum misst.
  • Volatilität dient als zentrales Maß zur Einschätzung des Anlagerisikos.
  • Anleger können die Auswirkungen von Volatilität durch strategische Maßnahmen wie eine breite Diversifikation über verschiedene Anlageklassen, einen langfristigen Anlagehorizont und regelmäßiges Rebalancing effektiv steuern.

An den Finanzmärkten ist der Begriff Volatilität allgegenwärtig. Insbesondere in turbulenten Börsenphasen wird er häufig genutzt, um die Marktlage zu beschreiben. Doch was genau verbirgt sich hinter dieser Kennzahl? Für Anleger ist das Verständnis von Volatilität entscheidend, denn sie ist untrennbar mit den Konzepten von Risiko und Rendite verbunden. Ein fundiertes Wissen darüber hilft, die Bewegungen des eigenen Portfolios besser einzuordnen und rationale, langfristig orientierte Anlageentscheidungen zu treffen. 

Definition

In der Finanzwelt beschreibt Volatilität das Ausmaß der Schwankungen der Rendite einer Anlage um ihren Mittelwert. Vereinfacht ausgedrückt: Sie misst, wie stark der Preis eines Wertpapiers, eines Fonds oder eines ganzen Marktindex innerhalb eines bestimmten Zeitraums steigt und fällt.

Eine hohe Volatilität signalisiert, dass die Kurse stark und unvorhersehbar schwanken. Dies ist oft in unsicheren Marktphasen oder bei spekulativen Anlagen wie bestimmten Technologieaktien oder Kryptowährungen zu beobachten. Eine niedrige Volatilität hingegen deutet auf eine stabilere Wertentwicklung mit geringeren Kursschwankungen hin. Solche Anlagen finden sich typischerweise bei etablierten Unternehmen (Blue Chips) oder Staatsanleihen hoher Bonität.

Aufgrund dieses direkten Zusammenhangs zwischen Schwankungsintensität und Unsicherheit wird die Volatilität als eines der wichtigsten Risikomaße in der modernen Portfoliotheorie verwendet. Sie hilft Anlegern, das potenzielle Risiko einer Investition zu quantifizieren und mit anderen Anlagen zu vergleichen. 

Wie wird Volatilität gemessen?

Die gängigste Methode zur Berechnung der Volatilität ist die sogenannte Standardabweichung. Diese statistische Kennzahl gibt an, wie weit die täglichen oder monatlichen Renditen einer Anlage im Durchschnitt von ihrer durchschnittlichen Rendite über einen festgelegten Zeitraum abweichen. Eine höhere Standardabweichung bedeutet eine höhere Volatilität und somit ein höheres Risiko.

In der Praxis werden vor allem zwei Arten der Volatilität unterschieden, die Anlegern wichtige Einblicke geben. 

Historische vs. implizite Volatilität

Die historische Volatilität blickt in die Vergangenheit. Sie wird auf Basis der tatsächlichen Kursbewegungen einer Anlage in einem zurückliegenden Zeitraum (z. B. die letzten 30, 90 oder 365 Tage) berechnet. Sie zeigt also, wie stark eine Anlage in der Vergangenheit geschwankt hat, und dient oft als Grundlage für die Einschätzung zukünftiger Risiken.

Die implizite Volatilität richtet den Blick hingegen in die Zukunft. Sie wird nicht aus historischen Kursen, sondern aus den aktuellen Preisen von Optionen auf einen bestimmten Basiswert (z. B. eine Aktie oder einen Index) abgeleitet. Sie spiegelt die Markterwartung hinsichtlich der zukünftigen Schwankungsbreite wider. Ein bekanntes Beispiel für einen Index, der die implizite Volatilität misst, ist der VIX für den US-Aktienmarkt S&P 500. Ein hoher VIX-Stand deutet darauf hin, dass die Marktteilnehmer in naher Zukunft starke Kursschwankungen erwarten.

Warum ist Volatilität für Anleger wichtig?

Das Verständnis von Volatilität ist für den Aufbau und die Steuerung eines Portfolios von zentraler Bedeutung. Es beeinflusst die Auswahl der Anlagen, die Risikobereitschaft und die Erwartungen an die Rendite.

Volatilität als Risikomaß

Die primäre Funktion der Volatilität ist die Quantifizierung des Risikos. Eine Anlage mit hoher Volatilität birgt das Potenzial für schnelle und hohe Verluste, falls sich der Markt negativ entwickelt. Gleichzeitig ist sie aber auch die Voraussetzung für überdurchschnittliche Gewinne. Jeder Anleger muss für sich selbst definieren, welches Maß an Schwankung er bereit ist zu akzeptieren, um seine finanziellen Ziele zu erreichen. Diese persönliche Risikotoleranz ist ein entscheidender Faktor bei der Festlegung der Anlagestrategie.

Der Zusammenhang zwischen Volatilität und Rendite

Risiko und Rendite sind an den Kapitalmärkten untrennbar miteinander verbunden. Grundsätzlich gilt: Anlagen, die höhere Renditechancen bieten, weisen in der Regel auch eine höhere Volatilität auf. Umgekehrt gehen geringere Schwankungen meist mit einem niedrigeren Renditepotenzial einher. 

Anleger erhalten sozusagen eine „Risikoprämie” dafür, dass sie bereit sind, die Unsicherheit höherer Schwankungen zu tragen. Das Ziel einer intelligenten Geldanlage ist es, ein Portfolio zusammenzustellen, das für ein gegebenes Risikoniveau (Volatilität) die maximal mögliche Rendite erzielt.

Hohe vs. niedrige Volatilität: Was bedeutet das konkret?

Um den Unterschied greifbarer zu machen, hilft ein Blick auf konkrete Anlageklassen, die typischerweise unterschiedliche Volatilitätsniveaus aufweisen. 

Beispiele für Anlagen mit hoher Volatilität

Zu den Anlageklassen mit tendenziell hoher Volatilität gehören:

  • Einzelaktien von Wachstumsunternehmen: Besonders in den Sektoren Technologie oder Biotechnologie können die Kurse stark schwanken, da ihre zukünftige Entwicklung mit großen Unsicherheiten behaftet ist.
  • Schwellenländer-Aktien (Emerging Markets): Politische und wirtschaftliche Instabilitäten in diesen Ländern können zu abrupten Marktbewegungen führen.
  • Kryptowährungen: Als sehr junge und spekulative Anlageklasse sind digitale Währungen wie Bitcoin für ihre extremen Kursschwankungen bekannt.
  • Rohstoffe: Die Preise für Öl, Gas oder Industriemetalle reagieren sehr sensibel auf geopolitische Ereignisse und die globale Konjunkturentwicklung. 

Beispiele für Anlagen mit niedriger Volatilität

Anlagen mit typischerweise geringerer Schwankungsbreite sind:

  • Staatsanleihen von Ländern mit höchster Bonität: Anleihen von stabilen Industrienationen wie Deutschland oder den USA gelten als sehr sicher und weisen daher nur geringe Kursschwankungen auf.
  • Aktien von etablierten Großunternehmen (Blue Chips): Unternehmen aus defensiven Sektoren wie Konsumgüter oder Versorger haben oft stabile Geschäftsmodelle, was sich in ruhigeren Kursverläufen widerspiegelt.
  • Geldmarktfonds oder Tagesgeld: Diese Anlagen sind auf Kapitalerhalt ausgerichtet und weisen praktisch keine nennenswerten Schwankungen auf.

Wie können Anleger mit Volatilität umgehen?

Volatilität ist ein natürlicher Bestandteil der Kapitalmärkte und lässt sich nicht vermeiden. Anstatt sie zu fürchten, sollten Anleger lernen, strategisch mit ihr umzugehen. Es gibt bewährte Methoden, um die Auswirkungen von Marktschwankungen auf das eigene Portfolio zu kontrollieren.

Langfristiger Anlagehorizont

Der wichtigste Faktor im Umgang mit Volatilität ist Zeit. Kurzfristige Kursschwankungen verlieren über einen langen Anlagezeitraum an Bedeutung. Historische Daten zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit von Verlusten an den Aktienmärkten mit zunehmender Haltedauer deutlich sinkt. Ein Anleger, der sein Kapital für 10, 15 oder mehr Jahre nicht benötigt, kann kurzfristige Marktturbulenzen gelassener aussitzen.

Diversifikation des Portfolios

Eine breite Streuung des Kapitals ist die effektivste Methode zur Risikoreduzierung. Indem man in verschiedene Anlageklassen (z. B. Aktien, Anleihen, Hedgefonds und Private Equity), Regionen und Branchen investiert, vermeidet man Klumpenrisiken. Die verschiedenen Anlagen entwickeln sich oft nicht im Gleichschritt. Verluste in einem Bereich können durch Gewinne in einem anderen ausgeglichen werden, was die Gesamtschwankung des Portfolios (die Portfoliovolatilität) spürbar reduziert.

Erfahren Sie mehr zur Portfolio-Diversifikation und Risikostreuung in diesem Artikel.

Regelmäßiges Rebalancing

Rebalancing bedeutet, die ursprüngliche strategische Gewichtung der Anlageklassen im Portfolio regelmäßig wiederherzustellen. Durch Marktbewegungen verschieben sich die Anteile: Gut gelaufene, risikoreichere Anlagen nehmen einen größeren Teil des Portfolios ein, während schwächere Anteile an Gewicht verlieren. Beim Rebalancing werden Gewinne bei den gut gelaufenen Anlagen mitgenommen und in die untergewichteten, günstigeren Anlageklassen umgeschichtet. Dieser antizyklische Ansatz hilft, das Risikoprofil des Portfolios konstant zu halten und diszipliniert zu investieren. 

Zusammenfassung

Volatilität ist mehr als nur ein Fachbegriff – sie ist ein fundamentales Merkmal der Kapitalmärkte und ein unverzichtbares Werkzeug zur Risikobewertung. Sie beschreibt die natürliche Schwankungsbreite von Anlagen und ist die Voraussetzung für die Erzielung von Renditen. Anstatt sich von kurzfristigen Kursausschlägen verunsichern zu lassen, sollten Anleger Volatilität als gegeben akzeptieren und strategisch managen. 

Mit einem langfristigen Horizont, einem breit diversifizierten Portfolio und diszipliniertem Rebalancing lässt sich das Risiko kontrollieren, ohne auf die langfristigen Chancen der Kapitalmärkte zu verzichten.

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