ETF-Wissen kompakt: Von den Grundlagen bis zur Strategie

Vom Nischenprodukt zum Milliardenmarkt: Warum ETFs heute zu den beliebtesten Anlageformen zählen und was Sie bei der Auswahl beachten sollten.
08 September 2025
7 Min
LIQID
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Das Wichtigste in Kürze

  • ETFs sind börsengehandelte Indexfonds, die einen Index wie den DAX oder MSCI World nachbilden.
  • Mit nur einem ETF investieren Sie in Hunderte oder sogar Tausende Einzeltitel weltweit.
  • Geeignet für viele Anlageklassen: Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Immobilien lassen sich über ETFs abbilden.

ETFs haben sich längst als feste Größe in der Geldanlage etabliert, doch was genau steckt hinter den börsengehandelten Fonds? Dieser Artikel bietet Ihnen einen kompakten und fundierten Überblick: von der Funktionsweise über Chancen und Risiken bis hin zu den verschiedenen Anlageklassen, die sich mit ETFs abbilden lassen. Ideal für alle, die mit ETFs starten oder ihre Anlagestrategie gezielt erweitern möchten.

Was ist ein ETF?

Ein ETF (Exchange Traded Fund) ist ein Investmentfonds, der wie eine Aktie an der Börse gehandelt wird. Die meisten ETFs werden passiv verwaltet: Sie bilden einen Index, etwa den DAX, den MSCI World oder den S&P 500, möglichst exakt nach. Das Ziel ist es also nicht, den Markt zu schlagen, sondern ihn effizient abzubilden.

ETFs kombinieren die Eigenschaften von Aktien (Flexibilität, Liquidität) mit denen von Fonds (Diversifikation, einfache Handhabung). Sie sind meist kostengünstig, transparent und eignen sich sowohl für Anfänger als auch für erfahrene Anleger.

Wie funktionieren ETFs?

ETFs folgen einem einfachen Prinzip: Mit dem Kauf eines ETF-Anteils investieren Sie automatisch in ein Portfolio, das die Zusammensetzung und Wertentwicklung eines bestimmten Index möglichst genau nachbildet. Ein ETF auf den MSCI World enthält somit rund 1.500 Unternehmen aus 23 Industrieländern. Dadurch wird das Risiko einzelner Aktien deutlich reduziert.

Die Nachbildung des Index kann physisch oder synthetisch erfolgen:

  • Physische Replikation: Der ETF kauft tatsächlich alle (oder die wichtigsten) Titel des Index.
  • Synthetische Replikation: Der ETF bildet den Index über Derivate (Swaps, also Tauschgeschäfte mit anderen Finanzinstituten) ab. Das reduziert Kosten, bringt aber ein zusätzliches Risiko (Kontrahentenrisiko) mit sich.

Welche Vorteile bieten ETFs?

ETFs haben sich in den letzten Jahren als bevorzugte Anlageform durchgesetzt. Die wichtigsten Vorteile im Überblick:

  • Kosteneffizienz: Geringe Verwaltungsgebühren, da meist kein aktives Management erforderlich ist.
  • Diversifikation: Mit nur einem Produkt in zahlreiche Titel investieren.
  • Transparenz: Die Zusammensetzung des ETFs ist täglich einsehbar.
  • Regelbasiert: ETFs folgen einer klaren Indexmethodik – emotionale Fehlentscheidungen durch aktives Management werden vermieden.
  • Liquidität: ETFs können jederzeit an der Börse gekauft und verkauft werden.
  • Flexibilität: Breites Angebot für verschiedene Anlageklassen, Regionen und Strategien.

Welche Nachteile haben ETFs?

Trotz ihrer vielen Vorteile sind ETFs nicht frei von Risiken und Nachteilen:

  • Marktrisiko: Auch breit gestreute ETFs verlieren an Wert, wenn der Gesamtmarkt fällt.
  • Keine Outperformance: Passiv verwaltete ETFs können den Markt nicht schlagen, sie liefern nur die durchschnittliche Marktrendite.
  • Tracking Difference: In der Praxis kann es zu Abweichungen zwischen ETF-Performance und dem zugrunde liegenden Index kommen.
  • Kontrahentenrisiko bei synthetischen ETFs: Bei Swap-basierten ETFs besteht ein gewisses Risiko, dass der Vertragspartner ausfällt, also zahlungsunfähig wird.
  • Produktvielfalt kann überfordern: Das große Angebot an ETFs erschwert insbesondere Einsteigern die Auswahl.

Welche Anlageklassen kann man mit ETFs abbilden?

ETFs sind äußerst vielseitig und lassen sich zur Abbildung nahezu aller wichtigen Anlageklassen einsetzen.

Die bekannteste und am weitesten verbreitete Anlageklasse im ETF-Bereich sind Aktien. Mit sogenannten Aktien-ETFs können Sie in einzelne Länder, Regionen oder auch die gesamte Weltwirtschaft investieren. Beispiele hierfür sind der MSCI World, der Unternehmen aus Industrieländern weltweit bündelt, oder der MSCI Emerging Markets, der sich auf Schwellenländer fokussiert. Auch länderspezifische Indizes wie der DAX für Deutschland oder der S&P 500 für die USA lassen sich über entsprechende ETFs leicht ins Portfolio holen.

Anleger, die Wert auf Stabilität und regelmäßige Erträge legen, können auf Anleihen-ETFs zurückgreifen. Diese bilden verschiedene Rentenmarktsegmente ab, etwa Staatsanleihen aus der Eurozone oder den USA sowie Unternehmensanleihen mit unterschiedlichen Bonitätsstufen. Je nach Ausrichtung des ETFs sind dabei kurz-, mittel- oder langfristige Laufzeiten möglich.

Auch Rohstoffe lassen sich über ETFs abbilden, allerdings nicht durch direkten physischen Erwerb, sondern meist über Derivate oder Aktien von Rohstoffproduzenten. Beliebte Rohstoff-ETFs investieren in Gold, Öl, Gas oder Agrarrohstoffe. Gerade Gold-ETFs gelten als beliebtes Instrument zur Absicherung gegen Inflation und Krisen.

Immobilien-ETFs, oft über sogenannte REITs (Real Estate Investment Trusts) strukturiert, bieten Zugang zu globalen Immobilienmärkten. Dabei kann zwischen Wohn- und Gewerbeimmobilien sowie regionalen Schwerpunkten unterschieden werden. Diese ETFs ermöglichen Immobilienengagements, ohne direkt Immobilien kaufen zu müssen.

Darüber hinaus gibt es Themen-ETFs, die gezielt in Megatrends oder Zukunftstechnologien investieren. Dazu zählen etwa nachhaltige Investments (ESG), Künstliche Intelligenz, Elektromobilität oder Biotechnologie. Diese ETFs bündeln Unternehmen, die in einem bestimmten Themenfeld aktiv sind, und ermöglichen fokussierte Strategien mit Wachstumschancen. 

Allerdings ist bei Themen-ETFs Vorsicht geboten: Viele werden erst dann aufgelegt, wenn ein Trend bereits stark an Aufmerksamkeit gewonnen hat. Anleger laufen dadurch Gefahr, erst spät einzusteigen und dem Hype hinterherzulaufen. Falls sich der Trend nicht wie erwartet fortsetzt, birgt das entsprechendes Rückschlagspotenzial. Hinzu kommt: Themen-ETFs werden oft mit passiver Streuung gleichgesetzt, obwohl sie inhaltlich stark konzentriert sein können. So enthält etwa ein ETF auf das Thema Gaming und E-Sports nur rund 25–30 Titel, von denen die Top 10 oft mehr als die Hälfte des Portfolios ausmachen. Das Risiko ist damit höher als bei klassischen, breit gestreuten ETFs.

Welche Arten von ETFs gibt es?

Neben der Abbildung verschiedener Anlageklassen unterscheiden sich ETFs auch in ihrer strategischen Ausrichtung:

Smart Beta- und Faktor-ETFs folgen alternativen Indexkriterien, zum Beispiel Dividendenstärke, Volatilität oder Value, anstelle der klassischen Marktkapitalisierung. Ziel ist es, langfristig eine bessere risikoadjustierte Rendite zu erzielen.

Aktive ETFs weichen von der rein passiven Abbildung ab und verfolgen ein aktives Management innerhalb des ETF-Rahmens. Ein Fondsmanager trifft also gezielte Anlageentscheidungen, meist basierend auf quantitativen Modellen.

Leveraged ETFs nutzen Finanzinstrumente wie Derivate, um die tägliche Wertentwicklung eines Index zu hebeln – etwa mit dem Zwei- oder Dreifachen des Basiswerts. Sie eignen sich nur für erfahrene Anleger mit kurzfristigem Anlagehorizont, da sie deutlich höhere Risiken bergen.

Diese ETF-Arten bieten zusätzliche Möglichkeiten, erfordern aber auch ein tieferes Verständnis der Mechanismen und Risiken.

Wie baue ich mit ETFs ein Portfolio auf?

Ein ETF-Portfolio sollte zu Ihrer Risikobereitschaft und Ihrem Anlageziel passen. Grundprinzipien sind:

  • Strategische Asset Allokation: Kombination aus Aktien-, Anleihen- und ggf. Rohstoff-ETFs
  • Rebalancing: Regelmäßige Anpassung an die ursprüngliche Gewichtung
  • Laufzeit und Ziel definieren: Langfristige Anlagen haben bessere Chancen auf positive Rendite

Viele Privatanleger stellen sich ihr ETF-Portfolio selbst zusammen. Mit der Vielzahl an verfügbaren Produkten lassen sich einfache Strategien auch eigenständig umsetzen, etwa mit einem Welt-ETF und einem kleinen Anteil an Schwellenländern oder Anleihen. Wer sich intensiv mit der Thematik beschäftigt, kann damit kostengünstig und flexibel investieren.

Allerdings erfordert ein selbst verwaltetes ETF-Portfolio auch Wissen, Zeit und Disziplin. Spätestens ab einer Anlagesumme von 100.000 Euro kann es sinnvoll sein, einen professionellen Vermögensverwalter hinzuzuziehen. Digitale Vermögensverwalter wie LIQID bieten ETF-basierte Strategien an, die individuell auf das Risikoprofil und die Anlageziele abgestimmt sind. Dabei profitieren Anleger von einem strukturierten Portfolio-Ansatz, systematischem Rebalancing und einem professionellen Risikomanagement – ohne sich selbst um die Details kümmern zu müssen. 

Beispiel für ein ausgewogenes Portfolio bei LIQID

Das LIQID Global 60 Portfolio steht exemplarisch für eine breit gestreute und regelbasierte ETF-Strategie, die den globalen Kapitalmarkt abbildet. Die Strategie investiert vollständig passiv und verzichtet bewusst auf taktische Eingriffe. 60 Prozent des Portfolios entfallen auf Aktienmärkte – mit Schwerpunkt auf Nordamerika, Europa, Schwellenländer, Japan und den Pazifikraum. Die Anleihenseite (rund 32 Prozent) ist diversifiziert nach Staatsanleihen, Unternehmensanleihen sowie inflationsgeschützten Papieren und Hochzinsanleihen. Ergänzt wird die Allokation durch Rohstoffe, Edelmetalle und Liquiditätsreserven.

Die Risikoklasse 60 steht dabei für eine moderat-offensive Anlagestrategie mit langfristig attraktiven Renditechancen, bei entsprechend höheren Wertschwankungen. Ein automatisiertes Rebalancing sorgt dafür, dass Abweichungen von der Zielstruktur regelmäßig korrigiert werden.

Quelle: LIQID.
Möchten Sie wissen, ob eine Vermögensverwaltung mit ETFs zu Ihnen passt? Lesen Sie diesen Artikel.

Worauf sollte man bei der ETF-Auswahl achten?

Nicht jeder ETF ist gleich. Folgende Kriterien sind entscheidend:

  • Index: Welche Werte werden abgebildet?
  • Kosten (TER): Wie hoch sind die laufenden Gebühren?
  • Größe und Handelsvolumen: Wie liquide ist der ETF?
  • Replikationsmethode: Physisch oder synthetisch?
  • Thesaurierend oder ausschüttend: Werden Erträge reinvestiert oder ausgeschüttet?

Fazit: ETFs als Baustein für den langfristigen Vermögensaufbau

ETFs sind ein einfacher und effizienter Weg, breit gestreut in die Kapitalmärkte zu investieren. Sie bieten eine kostengünstige Möglichkeit, verschiedene Anlageklassen abzudecken und eignen sich für langfristige Strategien ebenso wie für taktische Allokationen. Wer sich etwas Zeit für die Auswahl nimmt, kann mit ETFs eine solide Basis für den Vermögensaufbau schaffen.

Und je größer das zu investierende Vermögen ist, desto sinnvoller kann es sein, dabei auf professionelle Unterstützung zurückzugreifen, etwa durch digitale Vermögensverwalter, die ETF-Portfolios systematisch strukturieren und überwachen.

LIQID

Das LIQID Redaktionsteam

Das LIQID Redaktionsteam besteht aus erfahrenen Anlageexperten, Redakteuren und Analysten, die komplexe Finanzthemen verständlich aufbereiten. Mit einem Fokus auf Vermögensaufbau, Anlagestrategien und Finanzlösungen aus den Private Markets liefert das Team fundierte Inhalte für anspruchsvolle Anleger.

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