Greenback im Sinkflug: Was bedeutet die Dollar-Schwäche für Anleger?

Der US-Dollar taumelt. Er erlebt derzeit eine der stärksten Abwertungsphasen seit dem Ende des Bretton-Woods-Systems 1973. Allein im ersten Halbjahr 2025 verlor der Greenback mehr als 10 Prozent gegenüber den Leitwährungen der Industrieländer. Ein Einbruch, der nicht nur die internationalen Kapitalmärkte aufrüttelt, sondern auch die globale Position des Dollars als Leitwährung infrage stellt.

Die Gründe für den historischen Kursverfall
Zölle als politischer Kurswechsel
Im April führte die US-Regierung flächendeckende Importzölle ein, darunter einen pauschalen Tarif von 10 Prozent auf alle Einfuhren. Besonders drastisch: Auf Waren aus China wurde ein Sonderzoll von 104 Prozent erhoben. Diese Maßnahmen sorgten für erhebliche Unsicherheit an den Märkten.
Ziel war es, das Handelsdefizit zu reduzieren. Stattdessen sank das Vertrauen an der wirtschaftspolitischen Verlässlichkeit der USA bei internationalen Investoren und damit der Dollarwert.
Wachsende Staatsschulden und Haushaltsdefizite
Gleichzeitig sorgen geplante Steuersenkungen und steigende Staatsausgaben für neue Defizitrekorde im US-Haushalt. Die Folge: steigende Renditen auf US-Staatsanleihen. Unter normalen Umständen führen steigende Renditen zu einer Aufwertung des Dollars. Dies ist ein klares Signal, dass Investoren höhere Risiken einpreisen. Kapitalabflüsse aus dem Dollar setzen die Währung zusätzlich unter Druck.
Zinswende und nachlassende Attraktivität
Da sich die wirtschaftliche Dynamik in den USA abschwächt, hat die US-Notenbank FED für den Herbst Zinssenkungen angedeutet. Der Zinsvorteil des US-Dollars bleibt zwar bestehen. Doch angesichts wachsender fiskalischer und politischer Risiken verlangen Anleger zunehmend eine Risikoprämie für US-Anlagen. Das schwächt die Attraktivität des Dollars und erhöht den Abwertungsdruck.
Schwindendes Vertrauen in die Leitwährung
Die Kombination aus protektionistischer Wirtschaftspolitik, struktureller Verschuldung und politischen Unsicherheiten nagt am Ruf des Dollars. Immer mehr Stimmen stellen infrage, ob der Dollar seine Rolle als „sicherer Hafen“ auf Dauer behalten kann. Zudem gewinnen Alternativen wie Gold oder digitale Assets an Bedeutung.
Auswirkungen auf Märkte, Unternehmen und Anleger
Die Folgen sind breit gefächert und betreffen sowohl die Realwirtschaft als auch institutionelle und private Anleger:
- US-Importeure: Deutlich höhere Kosten für importierte Vorprodukte und Konsumgüter
- US-Exporteure: Kurzfristige Wettbewerbsvorteile, aber Risiko von Vergeltungszöllen
- Konsumenten in den USA: Teurere Importe führen zu Inflation, insbesondere bei Elektronik, Mode und Energie
- Internationale Investoren: Abwertungsverluste bei US-Anlagen, Kapitalabzug zugunsten anderer Währungsräume
- Zentralbanken: Stärkere Diversifikation in Gold, Euro und andere Reserven
Besonders sichtbar: Der Dollar-Index fiel auf ein Dreieinhalb-Jahres-Tief, der Euro stieg auf über 1,17 US-Dollar. Auch Edelmetalle und Sachwerte wie Gold legten spürbar zu.
Was bedeutet das für Ihre Geldanlage?
Ein schwächerer Dollar ist keineswegs nur ein Thema für US-Investoren. Auch europäische Anleger mit Investments in US-Aktien oder -Anleihen sind direkt betroffen. Denn: Die Währungsentwicklung wirkt sich unmittelbar auf die in Euro gerechnete Rendite aus. Verluste durch Wechselkursschwankungen können dabei potenzielle Kursgewinne schmälern oder sogar ins Minus drehen.

Die Dollar-Abwertung 2025 ist dabei nicht bloß ein kurzfristiger Ausschlag, sondern Ausdruck tieferliegender struktureller Risiken in der US-Wirtschaftspolitik. Für Anleger ist das ein klarer Weckruf: Globale Diversifikation und ein aufmerksamer Blick auf geopolitische Entwicklungen sind heute entscheidender denn je.
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Blick nach vorn: Wie geht es mit dem Dollar weiter?
Die meisten Experten erwarten, dass der Druck auf den Dollar zunächst anhält, zumindest solange es keine klare geld- und fiskalpolitische Stabilisierung gibt. Eine nachhaltige Erholung der US-Währung dürfte frühestens mit einem glaubwürdigen Haushaltsplan, einer Rückkehr zu marktoffener Handelspolitik und klaren geldpolitischen Signalen einsetzen. Zumindest letztere könnte die FED im September beisteuern.
Vor diesem Hintergrund wurde unser Jahresendziel für den EUR/USD-Kurs von ursprünglich 1,10 auf eine Spanne von 1,10 bis 1,20 angehoben. Gleichzeitig gehen wir nicht davon aus, dass die Marke von 1,20 dauerhaft überschritten wird – zu viele Unsicherheiten bleiben bestehen.