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Die Geheimnisse der besten Family Offices

LIQID Smart Letter

Juni 2024

Das Wichtigste in Kürze:

  • Family Offices setzten 2023 verstärkt auf Anleihen und Private Equity. Dies ging zulasten der Immobilien-Allokation im Portfolio.
  • Geografisch konzentrieren sich die Family Offices noch stärker auf die USA und den Bereich Asien-Pazifik.
  • Für die Zukunft sorgen sich die Family Offices vor allem um geopolitische Risiken und die Einflüsse des Klimawandels.

Die Schweizer Großbank UBS berichtet einmal jährlich ausführlich über die Anlageaufteilung von Family Offices. Diese verwalten das Vermögen wohlhabender Familien und gelten in der Branche als eine der erfolgreichsten Anlegergruppen. Für die aktuelle Studie wurden 320 der weltweit größten Family Offices mit einem Gesamtvermögen von 600 Milliarden US-Dollar befragt, wie sie 2023 investiert haben und welche Umschichtungen sie für 2024 planen. Wie bereits im vergangenen Jahr erwartet, haben Family Offices in 2023 erhebliche Anpassungen in ihren Portfolios vorgenommen und ihre strategische Asset Allokation deutlich verändert. In diesem Artikel beleuchten wir, wie diese Änderungen vorgenommen wurden, warum sie vorgenommen wurden, was die Family Offices für die Zukunft planen und was Sie als Anleger daraus lernen können.

Wie Family Offices ihre Asset Allokation angepasst haben

Im Jahr 2023 haben Family Offices einige ihrer größten Änderungen der letzten Jahre in ihren Portfolios durchgeführt.

Quelle: UBS Global Family Office Report 2024
Hinweis: ¹ Private Equity umfasst Buyout- und Venture-Capital-Fonds.
² Die Abkürzung HY/EM steht für Hochzins- und Schwellenländeranleihen.

Eine der auffälligsten Veränderungen ist die Zunahme von Investitionen in Anleihen. Diese bieten durch die Zinswende der großen Zentralbanken wieder sehr attraktive laufende Verzinsungen und bei potenziell wieder sinkenden Zinsen zusätzliche Aussicht auf Kursgewinne. Family Offices haben ihren Anteil an Anleihen mit guter Bonität („Investment Grade”) auf den höchsten Stand der letzten fünf Jahre erhöht. Diese machen nun rund 16 Prozent der Portfolios aus.

Deutlich zurückgegangen sind die Investitionen in Immobilien, insbesondere in Gewerbeimmobilien. Der Rückgang in diesem Bereich – von rund 12 Prozent auf 19 Prozent – ist auf den Preisverfall in einigen Regionen zurückzuführen. Hinzu kommt, dass auch der Immobiliensektor – insbesondere im Bereich Gewerbeimmobilien – unter den höheren Finanzierungskosten leidet. Auch aus diesem Grund haben sich Family Offices verstärkt auf liquidere Alternativen konzentriert.

Ein weiterer deutlicher Anstieg ist im Bereich Private Equity zu verzeichnen. Hier haben die Family Offices ihren Anteil von 19 Prozent auf 22 Prozent erhöht. Family Offices setzen dabei sowohl auf Direktinvestments, zum Beispiel über Co-Investments, als auch auf Investitionen in klassische Private-Equity-Fonds. Die konstant hohe Investitionsquote in die Anlageklasse Private Equity steht für ein anhaltendes Vertrauen in ihr Potenzial. Besonders bemerkenswert: In den USA hat Private Equity für Family Offices einen noch höheren Stellenwert. Hier investieren die Manager mehr als ein Drittel ihres Portfolios in Private Equity.

Quelle: UBS Global Family Office Report 2024

Hinsichtlich der regionalen Aufteilung liegt der Fokus der Family Offices nach wie vor stark auf den USA. 50 Prozent der Investitionen werden in den Vereinigten Staaten getätigt: ein Plus von zwei Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Interessant ist, dass die regionalen Unterschiede in der geografischen Verteilung der Investitionen enorm sind. Insbesondere in den USA sowie in Westeuropa zeigt sich ein starker „Home Bias”, also ein im Vergleich zum Durchschnitt deutlich höherer Anteil der Investitionen in der eigenen Region.

Was steckt hinter den Anpassungen und was beschäftigt die Manager?

Die Veränderungen in der Asset Allocation der Family Offices sind auf eine Reihe von Faktoren zurückzuführen. Höhere Anleiherenditen haben festverzinsliche Wertpapiere insgesamt attraktiver gemacht. Die gestiegenen Renditeaussichten führten auch dazu, dass Family Offices an ein wachsendes Potenzial der liquideren festverzinslichen Anlageklassen glaubten. Diese Verschiebung hin zu Anleihen sollte dazu beitragen, die Portfolios der Family Offices zu stabilisieren und das Gesamtrisiko zu reduzieren.

Eine weitere Veränderung ist im Umgang der Manager mit dem Thema aktives Management zu beobachten. Da die Performance von Aktien immer weiter auseinanderdriftet, setzen Family Offices zunehmend auf aktives Management, um ihre Portfolios effizient zu diversifizieren. Aktives Management ermöglicht es ihnen, selektiver und reaktiver auf Marktveränderungen zu reagieren, was in einem volatilen Umfeld besonders wertvoll ist.

Es liegt auf der Hand, dass gerade in illiquiden Bereichen mehr Potenzial für aktives Management besteht. Family Offices setzen weiterhin stark auf alternative Anlageklassen. Auch wenn Immobilien im vergangenen Jahr eine Korrektur erfahren haben, bleiben sie ein wichtiger Eckpfeiler der Portfolios. Private Equity gewinnt dagegen zunehmend an Bedeutung.

Geopolitische und wirtschaftliche Risiken spielen bei den Anlageentscheidungen ebenfalls eine wichtige Rolle. Family Offices sehen in der Möglichkeit größerer geopolitischer Konflikte die größte Gefahr für den langfristigen Anlageerfolg, gefolgt von den Auswirkungen des Klimawandels. Diese Bedenken gehen einher mit einer Verschiebung hin zu sicheren Anlagen wie Anleihen, die als Absicherung gegen globale Instabilität angesehen werden.

Was ist für die Zukunft geplant?

Für das kommende Jahr planen die Family Offices vergleichsweise geringere Anpassungen. Auf Portfolioebene sollen die Allokationen in den Bereichen Aktien, vor allem in den Industrieländern, sowie Private Real Estate wieder leicht erhöht werden. Reduziert werden soll vor allem die Liquidität. Denn die erwartete Zinswende in den USA macht liquide Mittel perspektivisch wieder unattraktiver.

Quelle: UBS Global Family Office Report 2024

Geografisch plant ein Großteil der Family Offices, den bereits starken Fokus auf die USA weiter auszubauen. Daneben sollen vor allem Investitionen im asiatisch-pazifischen Raum (ohne China) für die Manager an Relevanz gewinnen. Asien gilt als besonders wachstumsstark, vor allem im Technologiebereich.

Nachhaltigkeit wird auch für Family Offices immer wichtiger. Es besteht ein wachsendes Interesse daran, Überlegungen zum Klimawandel in Anlagestrategien und Geschäftsprozesse zu integrieren. Family Offices wollen in Bereiche investieren, die nicht nur finanzielle Renditen abwerfen, sondern auch einen positiven Beitrag für Umwelt und Gesellschaft leisten.

Was können Privatanleger von Family Offices lernen?

Die Erkenntnisse aus dem Bericht können auch für Privatanleger wertvolle Hinweise liefern:

Diversifikation bleibt der Schlüssel: Höhere Anleiherenditen machen festverzinsliche Wertpapiere zu einer attraktiven Option für Privatanleger, die Stabilität und regelmäßige Erträge suchen. Langfristig bleibt es allerdings wichtig, breit zu streuen und auch auf Anlagen abseits der öffentlichen Kapitalmärkte zu setzen, um ein Portfolio vor zu großen Schwankungen zu schützen.

Aktives Management: Eine zunehmende Volatilität am Markt kann zu einem Vorteil für aktive Manager werden. Es bleibt jedem Anleger selbst überlassen. zu entscheiden, in welchen Bereichen aktives Management sinnvoll sein kann. Während in effizienten Aktienmärkten kaum Überrenditen zu erwarten sein dürften, bleiben die Private Markets ein Bereich, in dem es sich lohnen kann, auf Experten zu setzen, nicht nur weil hier der Zugang für Privatanleger oft unmöglich ist. Auf Portfolioebene kann ein aktives Management Risiken reduzieren und Chancen nutzen, was wir zum Beispiel im Fall der Anlagestrategie LIQID Select durch regelmäßige taktische Anpassungen der Anlageklassen umsetzen.

Nachhaltige Geldanlagen: Angesichts der gestiegenen Bedeutung von Nachhaltigkeit im Allgemeinen und Klimaschutz im Speziellen können Privatanleger von einem wachsenden Angebot an nachhaltigen Anlagestrategien profitieren. Diese bieten im besten Fall ein deutlich konzentriertes Portfolio mit zum Beispiel niedrigeren Emissionen, ohne dass dabei eine niedrigere Rendite oder ein höheres Risiko in Kauf genommen werden müssen. Kunden von LIQID können bereits seit 2018 in die nachhaltig ausgerichtete Strategie Global Future investieren, die diesen Monat von Capital mit fünf Sternen als Top-ESG-Angebot ausgezeichnet wurde.

Regionale Diversifizierung: Die Präferenz der Family Offices für die Märkte in Nordamerika und im asiatisch-pazifischen Raum unterstreicht das Potenzial dieser Regionen. Trotzdem sollte ein gut aufgestelltes Portfolio stets global diversifiziert sein, um keine Chancen ungenutzt zu lassen und von den Korrelationsvorteilen der globalen Anlagemöglichkeiten zu profitieren.