Glossar
19 September 2025
5 Min
Svea Sturm
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Infrastruktur

Das Wichtigste in Kürze

  • Infrastrukturinvestments bieten langfristige, inflationsgeschützte Cashflows und gelten als stabilisierender Bestandteil im Portfolio.
  • Anleger können börsennotiert oder über Private-Markets-Fonds wie ELTIFs investieren, je nach Risikoprofil und Anlagehorizont.
  • Chancen liegen in Megatrends wie Energiewende und Digitalisierung, Risiken u. a. in Illiquidität, Zinssensitivität und Regulierung.

Infrastruktur ist weit mehr als nur Straßen, Brücken oder Stromleitungen – sie ist das unsichtbare Rückgrat unserer modernen Welt. Ob Transport, Energie, Versorgung oder Kommunikation: All diese Systeme halten Wirtschaft und Gesellschaft Tag für Tag am Laufen. Für Anleger eröffnet diese essenzielle Basis spannende Perspektiven: Langlebige Vermögenswerte, hohe Markteintrittsbarrieren und stabile, oft inflationsgeschützte Cashflows machen Infrastruktur zu einer Anlageklasse mit ganz eigenem Reiz.

Infrastruktur als Anlageklasse: eine Definition

Infrastruktur bezeichnet alle grundlegenden Einrichtungen, die für das Funktionieren einer Gesellschaft notwendig sind von Verkehrsnetzen über Energie- und Wasserversorgung bis hin zu digitalen Kommunikationssystemen und sozialen Einrichtungen wie Krankenhäusern oder Schulen.

Arten von Infrastrukturinvestments

Als Anlageklasse umfasst Infrastruktur sowohl Sachwerte (z. B. Stromnetze oder Rechenzentren) als auch Beteiligungen an Unternehmen, die solche Anlagen betreiben. Der Ursprung liegt traditionell im öffentlichen Sektor. Heute finanzieren vermehrt private Investoren über Direktbeteiligungen, Fonds oder börsennotierte Unternehmen diese essenziellen Strukturen mit.

Börsennotierte vs. nicht-börsennotierte Infrastruktur (Private Markets)

Anleger können auf unterschiedliche Weise in Infrastruktur investieren. Die beiden gängigsten Wege sind über die öffentlichen Kapitalmärkte oder die privaten Märkte (Private Markets):

  • Börsennotierte Infrastruktur (Listed Infrastructure): Hierbei handelt es sich um Aktien von öffentlich gehandelten Unternehmen, die Infrastrukturanlagen besitzen, betreiben oder entwickeln. Beispiele sind Versorgungsunternehmen, Pipeline-Betreiber, Flughafenbetreiber oder Betreiber von Mobilfunknetzen. Diese Anlagen sind liquide und über Börsen leicht zugänglich.
  • Nicht-börsennotierte Infrastruktur (Private Infrastructure): Dies umfasst Direktinvestitionen in Infrastrukturanlagen oder -projekte, typischerweise über spezialisierte Private-Equity-Fonds. Diese Investments sind illiquide, das heißt, das Kapital ist oft über einen langen Zeitraum gebunden. Der Zugang war traditionell institutionellen Investoren vorbehalten, öffnet sich aber zunehmend für qualifizierte Privatanleger beispielsweise über Vehikel wie den ELTIF

Ökonomische und soziale Infrastruktur

Infrastruktur lässt sich auch nach ihrem primären Zweck unterscheiden:

  • Ökonomische Infrastruktur: Diese Vermögenswerte sind für die wirtschaftliche Aktivität von entscheidender Bedeutung. Dazu gehören Sektoren wie Energie (Pipelines, Speicher), Versorgung (Strom-, Gas-, Wassernetze), Transport (Mautstraßen, Flughäfen, Häfen, Schienennetze) und Kommunikation (Mobilfunkmasten, Rechenzentren, Glasfasernetze).
  • Soziale Infrastruktur: Diese Anlagen dienen der Bereitstellung wesentlicher sozialer Dienstleistungen. Beispiele hierfür sind Krankenhäuser, Schulen oder öffentlicher Wohnungsbau. Die Finanzierung erfolgt häufig durch staatliche Mittel oder in Form von öffentlich-privaten Partnerschaften (Public-Private Partnerships).

Greenfield- vs. Brownfield-Projekte

Ein weiteres wichtiges Kriterium ist der Reifegrad eines Projekts:

  • Greenfield-Projekte: Hierbei handelt es sich um Investitionen in die Planung und den Bau neuer Infrastrukturanlagen, die noch nicht in Betrieb sind. Diese Projekte bergen höhere Risiken, wie Bauverzögerungen oder Kostenüberschreitungen, bieten aber potenziell auch höhere Renditen.
  • Brownfield-Projekte: Dies sind Investitionen in bereits bestehende, operative Infrastrukturanlagen. Sie weisen in der Regel ein geringeres Risikoprofil auf und generieren sofortige, stabile Cashflows.

Warum in Infrastruktur investieren? Chancen und Vorteile

Investitionen in Infrastruktur bieten eine Reihe von strategischen Vorteilen für ein diversifiziertes Portfolio. Die defensiven Eigenschaften und der langfristige Charakter machen sie besonders attraktiv.

Stabile Cashflows: Die Einnahmen basieren oft auf langfristigen Verträgen, regulierten Rahmenbedingungen oder einer unelastischen Nachfrage nach essenziellen Dienstleistungen. Dies führt zu sehr gut prognostizierbaren und stabilen Geldflüssen. Börsennotierte Infrastrukturunternehmen weisen historisch oft höhere Dividendenrenditen (typischerweise 2 bis 5 Prozent) als der breite Aktienmarkt auf. 

Inflationsschutz: Viele Einnahmequellen sind vertraglich oder regulatorisch an die Inflationsrate gekoppelt. Steigen die Verbraucherpreise, passen sich die Einnahmen entsprechend an, was den realen Wert der Erträge sichert.

Diversifikation: Infrastruktur hat historisch eine niedrige bis moderate Korrelation zu anderen wichtigen Anlageklassen wie globalen Aktien und Anleihen gezeigt. Diese Eigenschaft kann dazu beitragen, die Gesamtvolatilität eines Portfolios zu reduzieren. Historische Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.

Hohe Eintrittsbarrieren: Erhebliche Kapitalkosten, regulatorische Hürden und lange Entwicklungszeiten schaffen natürliche Monopole oder Oligopole. Dies begrenzt den Wettbewerb und schützt die Ertragskraft der bestehenden Anlagen.

Defensive Eigenschaften: Die Nachfrage nach Dienstleistungen wie Wasser, Strom oder Datenübertragung ist weniger anfällig für Konjunkturzyklen als andere Sektoren.

Wachstum durch globale Trends: Der globale Investitionsbedarf ist enorm. Laut einer Schätzung des G20 Global Infrastructure Hub aus dem „Global Infrastructure Outlook“ besteht bis 2040 eine Finanzierungslücke von rund 15 Billionen US-Dollar. Zudem treiben Megatrends wie die Energiewende (Erneuerbare Energien, Netzmodernisierung) und die Digitalisierung (5G, Rechenzentren) die Nachfrage nach neuen Infrastrukturprojekten erheblich an. 

Welche Risiken und Nachteile sind zu beachten?

Trotz der attraktiven Eigenschaften sind Infrastrukturinvestments nicht frei von Risiken. Anleger sollten sich der potenziellen Nachteile bewusst sein, die je nach Art des Investments variieren.

Zinssensitivität: Als kapitalintensive und renditeorientierte Anlageklasse kann Infrastruktur in einem Umfeld steigender Zinsen unter Druck geraten. Höhere Finanzierungskosten können die Profitabilität belasten, während risikoärmere Anlagen wie Anleihen als Alternative attraktiver werden. 

Illiquidität (Private Markets): Direktinvestitionen in nicht-börsennotierte Infrastruktur sind sehr illiquide. Das Kapital ist typischerweise für 10 Jahre oder länger gebunden, was Flexibilität einschränkt.

Regulatorische und politische Risiken: Regierungen können Gesetze, Vorschriften oder Steuerrichtlinien ändern, was sich negativ auf die Rentabilität von Anlagen auswirken kann. Im Extremfall besteht sogar das Risiko einer Verstaatlichung.

Konjunktursensitivität bei nutzerfinanzierten Anlagen: Anlagen wie Mautstraßen oder Flughäfen, deren Einnahmen von der Nutzung abhängen, sind anfällig für wirtschaftliche Abschwünge, die zu geringerem Verkehrsaufkommen und Einnahmen führen.

Operative und ökologische Risiken: Die Anlagen sind Betriebsausfällen, Naturkatastrophen und einer zunehmenden Prüfung im Hinblick auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Standards (ESG) ausgesetzt.

Wie können Anleger in Infrastruktur investieren?

Für Privatanleger gibt es verschiedene Wege, um in die Anlageklasse Infrastruktur zu investieren. Die Wahl hängt von der Risikobereitschaft, dem Anlagehorizont und dem gewünschten Liquiditätsgrad ab.

Aktien und ETFs: Der einfachste Weg ist der Kauf von Aktien börsennotierter Infrastrukturunternehmen (z. B. Versorger, Flughafenbetreiber) oder von spezialisierten ETFs wie dem iShares Global Infrastructure ETF (IGF), die einen ganzen Korb solcher Aktien abbilden.

Spezialisierte Fonds (Private Markets): Für den Zugang zu nicht-börsennotierten Infrastrukturprojekten eignen sich spezialisierte Fonds. Eine moderne und für qualifizierte Privatanleger zugängliche Form ist der ELTIF. Solche Fonds bündeln das Kapital vieler Anleger, um in ein diversifiziertes Portfolio aus privaten Infrastruktur- und Private-Equity-Anlagen zu investieren. 

Fazit: Ein stabiles Fundament für moderne Portfolios

Infrastruktur ist mehr als nur Beton und Stahl – sie ist eine etablierte und strategisch wichtige Anlageklasse. Mit ihren defensiven Eigenschaften, dem Potenzial für stabile, inflationsgeschützte Erträge und den Diversifikationsvorteilen kann sie ein wertvoller Baustein für den langfristigen Vermögensaufbau sein. Während börsennotierte Anlagen Liquidität bieten, eröffnet der Zugang zu privaten Infrastrukturmärkten über Vehikel wie ELTIFs die Möglichkeit, direkt von den langfristigen und robusten Cashflows essenzieller Wirtschaftsgüter zu profitieren. Angesichts des globalen Modernisierungs- und Ausbaubedarfs bleibt das Potenzial dieser Anlageklasse auch in Zukunft hoch.

Svea Sturm

Investment Analyst, Investment Product und Marketing, LIQID

Svea ist Investment Analystin in der Schnittstelle zwischen den Investment und Marketing Teams. Sie erstellt Marktanalysen über Kapitalmärkte und Private Markets für interne und externe Kommunikation. Dabei fokussiert sie sich vor allem auf die Erstellung von kundenfokussiertem Content.

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