Korrelation
Das Wichtigste in Kürze
- Die Korrelation beschreibt die statistische Beziehung zwischen den Kursentwicklungen von zwei oder mehr Vermögenswerten.
- Für den Aufbau eines robusten Portfolios ist eine niedrige oder negative Korrelation zwischen den einzelnen Anlageklassen entscheidend.
- Korrelationen können sich im Laufe der Zeit ändern, insbesondere während Marktkrisen. Eine Anlagestrategie sollte sich daher nicht allein auf historische Korrelationswerte verlassen.
In der Welt der Finanzen und der Geldanlage ist das Verständnis von Kennzahlen und Konzepten der Schlüssel zu fundierten Entscheidungen. Ein Begriff, der dabei immer wieder auftaucht, ist die Korrelation. Sie ist weit mehr als nur ein statistisches Maß; sie ist ein fundamentales Prinzip, das die moderne Portfoliotheorie prägt und Anlegern hilft, ihre Portfolios widerstandsfähiger gegen Marktschwankungen zu machen. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Konzept und wie können Sie es für Ihre Anlagestrategie nutzen?
Was bedeutet Korrelation in der Finanzwelt?
In der Finanzwissenschaft beschreibt die Korrelation die statistische Wechselbeziehung zwischen den Wertentwicklungen von zwei oder mehr Vermögenswerten, wie zum Beispiel Aktien, Anleihen, Rohstoffen oder Private Markets. Einfach ausgedrückt: Die Korrelation gibt an, ob und wie stark sich die Kurse verschiedener Anlagen tendenziell in die gleiche, in die entgegengesetzte oder in eine völlig unabhängige Richtung bewegen.
Der Korrelationskoeffizient: Eine Skala von -1 bis +1
Um diese Beziehung messbar zu machen, wird der sogenannte Korrelationskoeffizient verwendet. Dieser standardisierte Wert bewegt sich immer in einem Bereich von -1 bis +1 und ermöglicht eine präzise Einordnung der Wechselwirkung.
Ein Wert von +1 bedeutet eine perfekte positive Korrelation. Die beiden Vermögenswerte bewegen sich exakt im Gleichschritt. Steigt der eine um 10 Prozent, steigt auch der andere um 10 Prozent.
Ein Wert von -1 steht für eine perfekte negative Korrelation. Die Anlagen entwickeln sich exakt entgegengesetzt. Steigt der eine Wert um 10 Prozent, fällt der andere um 10 Prozent.
Ein Wert von 0 signalisiert, dass keine lineare Beziehung zwischen den Kursbewegungen besteht. Die Entwicklungen der beiden Vermögenswerte sind statistisch völlig unabhängig voneinander.
In der Praxis sind perfekte Korrelationen von +1 oder -1 äußerst selten. Die meisten Werte liegen irgendwo dazwischen und werden zur besseren Einordnung in Kategorien unterteilt.
Die verschiedenen Arten der Korrelation mit Beispielen
Um das Konzept greifbarer zu machen, lassen sich die Korrelationswerte in drei Hauptkategorien einteilen, die jeweils unterschiedliche Implikationen für ein Portfolio haben.
Positive Korrelation (Koeffizient > 0)
Eine positive Korrelation liegt vor, wenn sich zwei Vermögenswerte tendenziell in die gleiche Richtung bewegen. Eine hohe positive Korrelation (z. B. +0,7 bis +1) bedeutet, dass bei einem Kursanstieg des einen Vermögenswertes auch der andere mit hoher Wahrscheinlichkeit steigt und umgekehrt.
Beispiel: Die Aktienkurse von zwei großen Automobilherstellern aus demselben Land weisen oft eine hohe positive Korrelation auf. Beide Unternehmen sind von ähnlichen wirtschaftlichen Faktoren abhängig, wie der allgemeinen Konjunktur, den Rohstoffpreisen für Stahl oder den politischen Rahmenbedingungen für die Automobilindustrie.
Negative Korrelation (Koeffizient < 0)
Von einer negativen Korrelation spricht man, wenn sich zwei Anlagen tendenziell gegenläufig entwickeln. Steigt der Kurs des einen Vermögenswertes, fällt der des anderen tendenziell. Diese Eigenschaft ist für die Risikosteuerung in einem Portfolio besonders wertvoll.
Beispiel: Ein klassisches Beispiel ist die traditionelle Beziehung zwischen Aktien und Staatsanleihen höchster Bonität. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit oder bei Börsenkorrekturen neigen Anleger dazu, aus risikoreicheren Aktien zu flüchten und in als sicher geltende Staatsanleihen zu investieren. Die steigende Nachfrage treibt die Kurse der Anleihen nach oben, während die Aktienkurse fallen, was zu einer typischen negativen Korrelation führt. Diese gegenläufige Bewegung zeigt sich jedoch nicht in allen Marktphasen: In Zeiten hoher Inflation oder plötzlicher Zinserhöhungen, wie im Jahr 2022, können sowohl Aktien als auch Anleihen gleichzeitig an Wert verlieren.
Keine Korrelation (Koeffizient ≈ 0)
Ein Korrelationskoeffizient nahe null deutet darauf hin, dass zwischen den Kursbewegungen zweier Vermögenswerte kein erkennbarer linearer Zusammenhang besteht. Ihre Wertentwicklungen sind voneinander unabhängig.
Beispiel: Die Entwicklung des deutschen Aktienindex DAX und die Preisentwicklung für seltene Kunstwerke. Ob die Börse steigt oder fällt, hat in der Regel keinen direkten und vorhersehbaren Einfluss auf die Preise, die auf Kunstauktionen erzielt werden.
Warum ist die Korrelation für Ihre Anlagestrategie entscheidend?
Die Kenntnis der Korrelationen ist kein rein akademisches Wissen, sondern die Grundlage für eine der wichtigsten Strategien im Portfoliomanagement: die Diversifikation. Die Idee dahinter wurde maßgeblich vom Nobelpreisträger Harry Markowitz im Rahmen der Modernen Portfoliotheorie geprägt.
Das Prinzip der Diversifikation
Diversifikation bedeutet, das investierte Kapital auf verschiedene Anlageklassen zu streuen, die idealerweise eine geringe oder negative Korrelation zueinander aufweisen. Das Ziel ist es, nicht „alle Eier in einen Korb zu legen". Wenn ein Teil des Portfolios an Wert verliert, können andere Teile diese Verluste durch ihre unabhängige oder gegenläufige Entwicklung abfedern oder sogar ausgleichen. Ein gut diversifiziertes Portfolio ist somit weniger anfällig für die Schwankungen einer einzelnen Anlageklasse.
Reduzierung des Portfoliorisikos (Volatilität)
Durch die geschickte Kombination von nicht perfekt korrelierten Vermögenswerten lässt sich die Volatilität, also die Schwankungsbreite der Renditen, des Gesamtportfolios reduzieren. Dies führt zu einer stabileren Wertentwicklung über die Zeit. Ein Portfolio, das nur aus positiv korrelierten Aktien besteht, wird in einem Aktien-Crash massive Verluste erleiden. Ein Portfolio, das zusätzlich Staatsanleihen, Gold und Private Equity enthält, wird diese Phase voraussichtlich deutlich glimpflicher überstehen.
Korrelation verschiedener Anlageklassen im Überblick
Die Korrelationen zwischen den Anlageklassen sind das Herzstück der strategischen Asset Allokation. Historische Daten geben hier wertvolle Anhaltspunkte, auch wenn sie keine Garantie für die Zukunft sind.
Der Klassiker: Aktien und Staatsanleihen
Über lange Zeiträume hinweg zeigten Aktien und hochwertige Staatsanleihen eine leicht negative Korrelation. Wie bereits erwähnt, fungierten Anleihen oft als „sicherer Hafen" in Krisenzeiten. Diese Beziehung hatte sich jedoch in den letzten Jahren, insbesondere im Umfeld steigender Zinsen, als weniger verlässlich erwiesen.
Rohstoffe, Gold und Immobilien
Gold weist historisch oft eine niedrige oder negative Korrelation zu Aktien auf und wird daher gerne als Krisenwährung und Inflationsschutz beigemischt. Immobilien entwickeln sich ebenfalls oft unabhängig von den Aktienmärkten, sind aber illiquider. Rohstoffe wie Öl können je nach wirtschaftlicher Lage sowohl positiv (bei boomender Konjunktur) als auch negativ (bei geopolitischen Krisen) mit Aktien korrelieren.
Ein Blick auf Private Markets
Alternative Anlagen wie Private Equity (Unternehmensbeteiligungen), Private Debt (private Kredite) und Infrastruktur gewinnen für die Diversifikation an Bedeutung. Da sie nicht an öffentlichen Börsen gehandelt werden, unterliegen ihre Bewertungen weniger den kurzfristigen, oft psychologisch getriebenen Schwankungen der Aktienmärkte. Dies führt in der Regel zu einer geringeren Korrelation mit traditionellen Anlageklassen und kann ein Portfolio zusätzlich stabilisieren.
Die Grenzen und Tücken der Korrelation
Obwohl die Korrelationsanalyse ein mächtiges Werkzeug ist, hat sie auch ihre Grenzen. Wer sich blind auf historische Daten verlässt, kann unangenehme Überraschungen erleben.
Korrelation ist nicht Kausalität
Eine der wichtigsten statistischen Grundregeln lautet: Nur weil zwei Dinge korrelieren, bedeutet das nicht, dass das eine das andere verursacht. Man spricht hier auch von Scheinkorrelation. Ein berühmtes Beispiel ist die positive Korrelation zwischen dem Verkauf von Speiseeis und der Anzahl von Haiangriffen. Der Grund ist nicht, dass Eis Haie anlockt, sondern ein dritter Faktor: heißes Sommerwetter, das die Menschen sowohl zum Eisschlemmen als auch zum Baden im Meer verleitet.
Korrelationen können sich im Zeitverlauf ändern
Die vielleicht größte Herausforderung in der Praxis ist, dass Korrelationen nicht in Stein gemeißelt sind. In Phasen extremer Marktpanik, wie während der Finanzkrise 2008 oder zu Beginn der Corona-Pandemie 2020, tendieren viele Anlageklassen dazu, gleichzeitig zu fallen. Die Korrelationen zwischen ihnen steigen sprunghaft in Richtung +1 an, und der Diversifikationseffekt lässt genau dann nach, wenn er am dringendsten gebraucht wird. Eine vorausschauende Anlagestrategie muss dieses Phänomen berücksichtigen.
Zusammenfassung
Die Korrelation ist ein unverzichtbares Konzept für jeden, der sein Vermögen strategisch und risikobewusst anlegen möchte. Sie ist die mathematische Grundlage der Diversifikation und hilft dabei, ein Portfolio zu konstruieren, das besser gegen die Unwägbarkeiten der Märkte gewappnet ist. Anleger sollten die Korrelationen zwischen ihren Investments verstehen, um das Risiko zu steuern und die Stabilität ihrer Geldanlage zu erhöhen.
Gleichzeitig ist es wichtig, sich der Grenzen dieses Konzepts bewusst zu sein und zu akzeptieren, dass sich Beziehungen zwischen Anlageklassen ändern können. Am Ende ist die Korrelationsanalyse ein wertvolles Instrument in einem gut gefüllten Werkzeugkasten für den langfristigen Anlageerfolg.
