Private Equity: Wie Profis investieren und was Privatanleger lernen können

Das Wichtigste in Kürze
- Private Equity investiert in nicht börsennotierte Unternehmen mit dem Ziel, deren Potenzial durch aktives Management zu heben und langfristige Wertsteigerungen zu erzielen.
- Institutionelle Investoren und Family Offices setzen stark auf Private Equity, weil es über Jahrzehnte hinweg stabile Renditen und zusätzliche Diversifikation geboten hat.
- Privatanleger können von der Expertise der Profis profitieren, indem sie über Dachfonds oder Co-Investments Zugang zu dieser bislang schwer zugänglichen Anlageklasse erhalten.
Was ist Private Equity?
Private Equity (PE) bezeichnet Beteiligungen am Eigenkapital von Unternehmen, die nicht an der Börse notiert sind. Private-Equity-Manager erwerben Mehrheitsbeteiligungen an privaten Unternehmen oder übernehmen börsennotierte Unternehmen, um sie wieder in private Hände zu führen. Letzteres wird auch als Public-to-Private-Transaktion oder Take Private bezeichnet.
Nach dem Kauf eines Unternehmens engagieren sich Private-Equity-Manager in ihren Portfoliounternehmen. Ziel ist es, die Unternehmen aktiv weiterzuentwickeln, operativ zu optimieren und eine nachhaltige Entwicklung zu fördern. Durch diese besondere Form der Investition hat die Anlageklasse für ihre Investoren historisch attraktive Renditen auf das eingesetzte Kapital erzielt.
Wie investieren Profis in Private Equity?
Professionelle Anleger wie Pensionskassen, Stiftungen oder Family Offices investieren selten direkt in einzelne Unternehmen. Stattdessen setzen sie auf zwei bewährte Wege:
- Dachfonds (Fund-of-Funds): Sie bündeln Kapital von Investoren und streuen es über eine Vielzahl von Private-Equity-Fonds hinweg. So wird das Risiko einzelner Investitionen reduziert, gleichzeitig profitieren Anleger von der Expertise erfahrener Fondsmanager.
- Co-Investments: Neben der Beteiligung an Dachfonds erhalten Investoren über sogenannte Co-Investments die Möglichkeit, direkt in einzelne Deals großer Private-Equity-Fonds zu investieren – oft zu günstigeren Konditionen und mit höherem Renditepotenzial.
Diese Strukturen ermöglichen es auch vermögenden Privatanlegern, sich an professionellen Private-Equity-Investments zu beteiligen, die bislang institutionellen Investoren vorbehalten waren.
Welche Strategien werden verfolgt?
Private Equity ist keine homogene Anlageklasse, vielmehr gibt es verschiedene Strategien mit unterschiedlichen Chancen-Risiko-Profilen:
- Growth: Investitionen in schnell wachsende Unternehmen, häufig im Technologie- oder Gesundheitssektor. Kapital wird bereitgestellt, um Wachstum zu finanzieren, etwa für Marktexpansion oder Produktentwicklung.
- Buyout: Die klassische und größte Strategie beinhaltet Übernahmen etablierter Unternehmen, meist mit Hilfe von Fremdkapital. Ziel ist es, das Unternehmen operativ zu verbessern und mit Gewinn weiterzuverkaufen.
- Distressed / Turnaround: Beteiligungen an Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten. Durch Restrukturierung und Managementunterstützung sollen sie wieder auf Kurs gebracht werden – mit entsprechend hohem Renditepotenzial, aber auch höherem Risiko.
- Secondary: Kauf bestehender Fondsanteile auf dem Sekundärmarkt. Dies erlaubt Investoren, schneller Kapital zu investieren und von geringeren Laufzeiten zu profitieren – oft mit einem Preisabschlag.
Warum investieren Profis in Private Equity?
Private Equity ist bekannt für seine potenziell hohen Renditen, die in der Vergangenheit oft deutlich über denen der öffentlichen Aktienmärkte lagen. Darüber hinaus profitieren Anlegern von einer Reihe weiterer Vorteile, die andere Anlageklassen in dieser Form nicht bieten. Auch deshalb gilt Private Equity bei institutionellen und sehr vermögenden Anlegern, den sogenannten Smart-Money-Investors, als unverzichtbarer Pfeiler im Portfolio. Drei Vorteile stehen dabei im Vordergrund:
1. Diversifikation und Erweiterung des Anlageuniversums
Private Equity bietet Anlegern die Möglichkeit, in einen wesentlichen Teil der Wirtschaft zu investieren, der über die Aktienmärkte nicht zugänglich ist. In Deutschland machen börsennotierte Unternehmen nur etwa zwei Prozent des Anlageuniversums aus. Das bedeutet gleichzeitig, dass sich rund 98 Prozent aller großen Unternehmen in Deutschland in Privatbesitz befinden.

Darunter befinden sich viele der wachstumsstärksten und attraktivsten Unternehmen des globalen Mittelstands, die sogenannten Hidden Champions. Diese Unternehmen sind häufig Marktführer in ihren jeweiligen Branchen und bieten attraktive Anlagechancen abseits der traditionellen Börsen. Anleger, die ihre Investitionen auf die Kapitalmärkte beschränken, verpassen daher eine wichtige Möglichkeit zur Diversifizierung ihres Portfolios. Eine Investition in Private Equity bietet die Chance, an der Entwicklung von Hidden Champions zu partizipieren.
2. Konstante Performance
Seit Juni 2010 hat Private Equity eine Rendite von durchschnittlich 14,7 Prozent pro Jahr nach Kosten erzielt. In 9 der letzten 15 Jahre konnte Private Equity globale Aktien schlagen. Dahinter stehen strukturelle Vorteile.

3. Stabilität und Widerstandsfähigkeit
In wirtschaftlich schwierigen Phasen, etwa in der Finanzkrise 2008, hat Private Equity geringere Rückschläge verzeichnet als Aktien und sich schneller erholt. Ein wesentlicher Grund: Private Unternehmen sind flexibler und können schneller auf Veränderungen reagieren als börsennotierte Konzerne. Mehr dazu lesen Sie in diesem Artikel.

Private Equity als wichtiger Baustein in der Family-Office-Allokation
Die Praxis der Hochvermögenden zeigt: Private Equity ist längst ein fester Bestandteil professioneller Portfolios. Laut des aktuellen UBS Global Family Office Report machen Private-Equity-Investitionen 21 Prozent der Asset Allokation von Family Offices aus. Damit ist Private Equity nach Aktien (30 Prozent) die zweitgrößte Anlageklasse.
Was bedeutet das für Anleger?
Lange Zeit war der Zugang zu Private Markets wie Private Equity, Infrastruktur oder Private Debt nur institutionellen Investoren und Family Offices vorbehalten. Das hat sich geändert: Durch die überarbeitete ELTIF-Regulierung (European Long-Term Investment Fund) wurde der Zugang zu nicht-börsennotierten Anlagen für Privatanleger deutlich erleichtert.
Damit eröffnen sich neue Möglichkeiten, in Anlageklassen jenseits der Kapitalmärkte zu investieren. Doch mit der wachsenden Auswahl steigt auch die Komplexität. Nicht jedes Produkt hält, was es verspricht. Wer in Private Markets investieren möchte, sollte besonders auf folgende Aspekte achten:
- Qualität der Produktauswahl
- Erfahrung und Erfolgsbilanz der Manager
- Transparente Kostenstrukturen
- Zugängliche und verständliche Informationen
Ein durchdachter Zugang und eine sorgfältige Anbieterauswahl sind entscheidend für den langfristigen Anlageerfolg.
